Jungen Absolventen fehlt die Praxis

Der Bachelor ist erst der Anfang

27.02.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Bessere Karrierechancen mit dem Master

"Das Bachelorstudium bietet eine gute Basis. Doch wer später einen Master-Abschluss erwirbt, hat langfristig gesehen die besseren Karrierechancen", ist Personalberater Heidelberger überzeugt. Auch eine Dissertation kann dabei helfen, ganz nach oben zu kommen. "Sie dient auch der persönlichen Weiterbildung. Reine Karriereüberlegungen sollten dabei aber nicht im Vordergrund stehen. Wer drei bis vier Jahre investiert, sollte dieses Projekt mit Leidenschaft angehen und nicht auf schnelle Gehaltssprünge hoffen."

Method Park bietet immer wieder Positionen für promovierte Informatiker an. "Wir laden Bewerber mit einem interessanten Promotionsthema oder Abschlussarbeit zu unseren Firmenkolloquien ein. Das bietet unseren Mitarbeitern die Chance, neue Themen kennenzulernen, und die Bewerber können sich selbst präsentieren." Das Auswahlverfahren bei Method Park ist umfangreich. Neben der formalen Qualifikation achtet das Unternehmen sehr genau auf das Potenzial und ob der Bewerber zum Unternehmen passt. Diese Entscheidung treffen nicht Personalverantwortliche und Fachabteilung allein. Mit jedem Bewerber, der in die engere Wahl kommt, spricht auch einer der drei Vorstände. Das Unternehmen beschäftigt rund 100 Mitarbeitern in Deutschland und wünscht sich vor allem neue Mitarbeiter, die Teamgeist mitbringen, kommunikationsstark sind sowie mitreden und mitgestalten wollen.

Viele Personalverantwortliche in den Unternehmen brüten heute länger über Studienplänen und Lebensläufen um zu verstehen, welche Kenntnisse die Absolventen im Studium erworben haben. "Die neuen Studiengänge sind weniger transparent und ähneln einem Dschungel", sagt Personalberater Heidelberger. "Momentan fehlt uns noch die Erfahrung, wie sich Bachelor- und Masterabschlüsse vergleichen lassen. Auch Unternehmen haben Probleme, die Bewerber klar einzuschätzen".

Uwe Cloos, Cirquent: "Die Persönlichkeit des Bewerbers muss passen."
Uwe Cloos, Cirquent: "Die Persönlichkeit des Bewerbers muss passen."
Foto: Uwe Kloos

Bisher hält sich die Zahl der Bewerber mit einem Bachelor-Abschluss noch in Grenzen, doch Cirquent-Mann Kloos weiß, dass er und seine Kollegen aus den Fachabteilungen künftig die Lehrpläne der Hochschulen genauer studieren müssen. "Wir führen schon heute intensive Einzelgespräche, in denen wir sehr detailliert auf die im Studium erarbeiteten Praxisthemen sowie die Abschlussarbeit eingehen." Doch ebenso wichtig wie Fachkenntnisse schätzt der Personaler die Persönlichkeit des Bewerbers. "Uns ist wichtig, dass der neue Mitarbeiter auch mit seiner Persönlichkeit zu uns passt. Deshalb gibt es Gespräche mit den Abteilungsleitern sowie Projektverantwortlichen."

Klaffen Wissenslücken, bietet Cirquent den Neuen strukturierte Einarbeitungsprogramme an, um Defizite auszugleichen. Das kann eine Intensivausbildung in Siebel sein, ein Thema aus dem Kundenumfeld oder Kenntnisse in Testverfahren sowie Qualitäts-Management. Ein Pate begleitet in den ersten 100 Tagen die neuen Kollegen, während der so genannten Welcome-Days erfahren die Neuem alles Wissenswerte zum Unternehmen. Zudem hinaus bietet das Unternehmen je nach Projekt vier- bis sechswöchige, berufsbegleitende Einarbeitungsphasen an.

Auch mit den vielen unterschiedlichen Studienabschlüssen lernen die Firmen und Personalberater gerade umzugehen. "Wahrscheinlich konzentrieren sich viele Unternehmen in Zukunft noch stärker auf ausgewählte Hochschulen, mit denen sie zusammenarbeiten", vermutet Heidelberger.

Bildquelle Teaserbild: Fotolia, Johanna Goodyear