Das kleine e schafft große Verwirrung

26.10.2001
Von Katharina Friedmann

"Die wichtigsten Projekte in diesem Zusammenhang werden bei uns von der IT-Abteilung angestoßen", so Walzner. Bei der Deutschland-Dependance des amerikanischen Automobilzulieferers werde beispielsweise im Rahmen von Supply-Chain-Management-Projekten zuerst eruiert, was technisch machbar sei, und erst dann gebe die entsprechende Fachabteilung das Ihrige dazu.

In anderen Bereichen wie Collaborative Design und Supply-Information-Systemen komme die Initialzündung zwar von der Entwicklungsabteilung beziehungsweise aus dem Bereich Qualität, allerdings würden auch diese Projekte von der Planung bis zur Umsetzung maßgeblich von der IT beaufsichtigt. "Dass man im Unternehmen nur als interner Dienstleister Service zur Verfügung stellt, ist reine Utopie", meint Walzner.

Als eigentliches Problem in der E-World sieht er nicht so sehr die technische Abwicklung als vielmehr die Basisprozesse und die Organisation. "Wir werden immer mehr in das Aufgabenfeld der Fachabteilungen integriert", kritisiert der IT-Chef. Normalerweise müssten die Bedürfnisse von den Fachabteilungen angemeldet werden und die IT dann darauf reagieren. In der Praxis sei es aber oft umgekehrt: Sehr häufig müsse die Technik das Projekt vordefinieren.

Bei der Bausparkasse Mainzträgt ebenfalls die DV die Verantwortung für die unternehmensspezifischen E-Business-Belange. Laut Robert Pfeifer, Hauptabteilungsleiter Organisation, sind selbst bei stark vertriebsorientierten Projekten wie dem Aufbau eines Portals zur Anbindung des Außendiensts sowie dem Marketing-lastigen Thema CRM, das demnächst angegangen werden soll, meist IT-Mitarbeiter die Initialzünder. Sobald die Technik stehe, rede die DV mit der entsprechenden Fachabteilung über die fachliche und inhaltliche "Ausgleitung". Eine übergreifende E-Business-Organisation hält Pfeifer vorerst nicht für notwendig. Derzeit ist die Abteilung "Datenverarbeitung und Organisation" zentrale Anlaufstelle für alles, was das Geschäftsprozess-Management betrifft. So genannte Fachbereichsbetreuer dienen als Schnittstelle zur entsprechenden Fachabteilung.

Nach Beobachtungen von Dieter Sinn, Geschäftsführer der Münchner Unternehmensberatung Sinn-Consulting, rückt das Thema E-Business von den ersten, noch isoliert betriebenen Projekten wie Shop-Systemen oder Marktplätzen - in den Vertriebs- oder Marketing-Abteilungen ausgebrütet und dort häufig nur zu unzureichender Reife gebracht - zusehends wieder in die Nähe der klassischen IT. "Bei den großen Konzernen fließt das Gros der E-Procurement-Budgets mittlerweile nicht etwa in die elektronischen Marktplätze, sondern in die Vereinheitlichung und Anbindung der dahinter liegenden IT-Systeme", erläutert der Consultant an einem Beispiel.

Schwerpunkt Integration