"Das IT-Geschäft bereitet uns Sorge“

06.11.2002

Redley: Die Vorgänge bei den ausländischen Wirtschaftprüfern insbesondere im Enron-Fall strahlen auf unsere Branche ab. Nicht zuletzt deswegen wenden sich die Consulting-Häuser, die vormaligen Tochterunternehmen der Auditing-Firmen, von ihren Muttergesellschaften ab. Das ist auch wichtig, um unserer Branche mehr Profil zu geben.

Sicher wird oder sollte auch das Thema Ethik in der Auftragsannahme und -abwicklung gegenüber den Kunden einen höheren Stellenwert bekommen. Das ist wichtig, um gegenüber den Kunden eine deutliche Position zu beziehen und Verlässlichkeit zu signalisieren.

CW: Es gab auch Unmutsbekundungen über die Leistung der Häuser.

Redley: Das zeigt doch, wie wichtig es ist, Pflichtenhefte und Vorgaben besser zu definieren, als es in der Vergangenheit gemacht wurde. Es hat sicher auch eine gewisse Laisser-faire-Einstellung gegeben. Man hat vielleicht nicht ganz so korrekt gearbeitet und es mit den Kundeninteressen weniger genau genommen.

CW: Besteht die Gefahr, den Nachwuchs zu vergraulen, weil im IT-Bereich kaum noch Hochschulabsolventen als Consultants eingestellt werden und junge Berater unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit und -bereitschaft während der Probezeit gehen müssen?

Redley: Die Beratungshäuser halten nach wie vor Ausschau, allerdings nicht mehr in der Breite und Intensität wie einst. Es mag auch einige Berater geben, die nach der Hochschule in Consulting-Häuser eingestiegen sind und die Probezeit nicht überstanden haben. Möglicherweise sind das keine erstklassigen Mitarbeiter. Früher hat man auch Hochschulabgänger eingestellt, die nicht unbedingt zu den Spitzenleuten zählten. Heute sucht man nur noch die High Potentials.