Cisco & Co. zwischen Hoffen und Bangen

28.10.2003
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Eine Entscheidung, die 3Com heute bereut. Das Unternehmen verbrannte sich an Gimmicks wie dem Internet-Radio "Kerbango" und dem Web-Tablett "Audrey" die Finger und musste schmerzlich erfahren, dass der Lowend- und Small-Business-Markt knallhart umkämpft ist. Dort tummeln sich mit Allied Telesyn, D-Link, LG Electronics, Netgear oder SMC Hersteller, die sich besser auf dieses margenfressende Marktsegment eingerichtet haben.

3Com sah wohl keine Überlebenschance darin, nur Boxen über die Ladentheke zu schieben. Deshalb tritt das Unternehmen nun die Flucht zurück ins Enterprise-Geschäft an und will in großen Unternehmensnetzen wieder Fuß fassen. Die Company hat zu diesem Zweck 600 Millionen Dollar ihrer Rücklagen in ein Joint Venture mit dem chinesischen TK-Konzern Huawei investiert und mittlerweile erste Produkte der neuen Router-Serie "5000" präsentiert. Damit schließt 3Com zwar eine Lücke zu Cisco, bleibt aber trotzdem noch vieles schuldig.

"Was 3Com im LAN-Switching besitzt, genügt den Anforderungen großer Unternehmensnetze nicht", kritisiert Spezialistin Borowka und nennt als Beispiel den kürzlich vorgestellten Layer-3-Core-Switch "7700". Mit nur sechs Slots sei das Produkt kein ernst zu nehmendes Gerät für Enterprise-Backbones.

Tatsächlich ist das 3Com-Portfolio derzeit noch viel zu stark von der Ausrichtung auf mittelständische Firmen und Kleinbetriebe geprägt. Ein Beispiel ist die IP-Telefonie-Lösung "NBX" für maximal 1500 Nebenstellen. Damit bleibt der Hersteller weit hinter dem Niveau von Avaya, Alcatel, Nortel, Siemens und Cisco zurück, auch wenn ein Softswitch für bis zu 50.000 Teilnehmer in Planung ist.

Für die Company wird der Weg zurück ins Enterprise jedenfalls dornig. 3Com muss dabei nicht nur seine Produkte verbessern, sondern auch den Imageschaden korrigieren, den es durch die Aufgabe des Corebuilder erlitten hat. "Die Glaubwürdigkeit ist nachhaltig gestört", weiß Borowka um die Verärgerung vieler Ex-Kunden.

Larry Velez, Program Director Technology Research Services der Meta Group, sieht 3Com aber nicht völlig chancenlos. Für das Unternehmen spreche der immer noch sehr bekannte Markenname. Außerdem können seiner Meinung nach die Produkte aus den Huawei-Labors technologisch mit Cisco Schritt halten. Besonders stichhaltig ist aus seiner Sicht das Preisargument, das 3Com die Tür zum Markt öffnen könnte. Cisco sei nicht in der Lage, so günstig zu produzieren wie Huawei, und habe außerdem sehr aufwändige Vertriebsstrukturen. Allerdings räumt Velez ein, dass 3Com mit seiner momentanen Vertriebsorganisation Großkunden nicht adressieren kann.