Cisco & Co. zwischen Hoffen und Bangen

28.10.2003
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Seit drei Jahren gehen die Ausstatter von Unternehmensnetzen durch ein Tal der Tränen. Nun gibt es erste Anzeichen einer Besserung. Nach Cisco und Foundry schreiben jetzt auch Alcatel, Avaya, Extreme und Nortel wieder Gewinne, ohne jedoch zu wachsen. Die Anbieter suchen deshalb händeringend nach neuen Umsatzfeldern und hoffen auf Investitionen der Anwender.

Sehnsüchtig erinnern sich die Hersteller im Enterprise-Networking-Markt an die Zeiten voller Auftragsbücher und satter Margen. Das Kalenderjahr 1999 stellte den Höhepunkt dar: Aus Angst vor prognostizierten Ausfällen infolge der Jahr-2000-Umstellung investierten viele Anwender noch in neue TK-Anlagen und Datennetze. Sie ließen die Kassen der Anbieter kräftig klingeln. Dieser Investitionsboom erwies sich für die Branche im Nachhinein jedoch als Pyrrhussieg. Nach der Jahrtausendwende blieben Folgeaufträge weitgehend aus, weil das Controlling vor allem wegen der seit 2001 grassierenden Wirtschaftskrise den IT-Abteilungen den Geldhahn zudrehte. Budgetwünsche der Netzstrategen werden seitdem mit dem Hinweis auf die 1999 erneuerten TK- und Netzkomponenten abgeschmettert.

Der Rotstift wird aber nicht nur am IT-Haushalt von Unternehmen angesetzt, die kurz vor der Jahrtausendwende ihre Netze modernisierten. Selbst Firmen, deren Netztechnik weit älter ist, schieben Investitionen auf die lange Bank. "Controller vertrösten Fachabteilungen immer wieder mit dem Argument, die Netze laufen ja", schildert Petra Borowka, Geschäftsführerin des Planungsbüros UBN in Aachen, ihre Beobachtung. Controller, so die Netzexpertin, würden häufig keine einschlägigen Rückstellungen bilden, weil sie Netze als laufenden Kostenfaktor nicht auf der Rechnung hätten. Dabei müssten sie im Schnitt alle fünf Jahre erneuert werden.

Es ist aber nicht nur der Sparzwang der Unternehmen, der den Equipment-Providern zusetzt. Die Networking-Spezialisten sind auch Opfer ihrer eigenen Entwicklungsarbeit geworden. Durch die Einführung der Switching-Technik existiert in lokalen Netzen in vielen Fällen eine Überkapazität an Bandbreite, so dass kein zwingender Ausbaubedarf besteht. Die Kapazität reicht zum Betreiben der Brot- und Butteranwendungen locker aus, während bandbreitenintensive Applikationen wie Video, Grafik und Sprache eher noch die Seltenheiten sind. Netze, so Borowka, haben in der Regel kein Lastproblem, sondern sind überaltert und deshalb anfällig für Ausfälle.

Die Tendenz der Kunden, ihre Netzwerke bis zum Letzten auszureizen, haben die Enterprise-Networking-Anbieter jedenfalls schmerzlich zu spüren bekommen. In der Branche herrscht nach steten Umsatzeinbrüchen, Verlusten, Massenentlassungen und Notverkäufen Tristesse. Selbst Primus Cisco konnte sich dieser Abwärtsspirale nicht ganz entziehen. Der Marktführer schrieb 2001 erstmals in der Firmengeschichte einen Verlust. Allerdings fuhr der Konzern danach wieder Gewinne ein.

Während Cisco noch mit einem blauen Auge davonkam, mussten mit Ausnahme von Foundry Networks alle Konkurrenten stark bluten. Bei 3Com, Alcatel, Avaya, Enterasys, Extreme und Nortel Networks hagelte es in Serie tiefrote Quartals- und Jahresergebnisse. Allerdings scheinen Alcatel, Avaya, Extreme und Nortel nun über den Berg. Sie konnten das Blatt wenden und zuletzt bei ihren Dreimonatsresultaten wieder Gewinne melden. Alcatel schrieb zuletzt ein Plus von 21 Millionen Euro. Avaya meldete aktuell einen Gewinn von 66 Millionen Dollar, Extreme von 2,6 Millionen Dollar und Nortel von 179 Millionen Dollar.