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Warum Konzernchef Kai-Uwe Ricke seinen Konzern umbaut

Aus vier Telekom-Säulen werden drei

05.07.2004

Glaubt man Telekom-nahen Quellen, ist die Liquidierung von T-Online als formal eigenständige Aktiengesellschaft zunächst nur am Veto von Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick gescheitert. Der oberste Kassenwart scheute die hohen Rückkaufkosten, die auf mindestens drei Milliarden Euro geschätzt werden. Schließlich hält die Telekom nur 73,94 Prozent an T-Online; 5,69 Prozent der Anteile liegen beim französischen Mischkonzern Lagardère, der Rest befindet sich in Streubesitz.

Ricke selbst hat sich hierzu bisher mit Äußerungen bedeckt gehalten und betont, dass es "derzeit keine konkreten Pläne" gibt. Auch ein Telekom-Sprecher bekräftigte gegenüber der CW, dass ein Rückkauf von T-Online "nicht diskutiert wurde". Bestätigt werden in der Bonner Konzernzentrale die anderen intern angekündigten Maßnahmen, auch wenn noch nicht definitiv klar sei, "welche Konsequenzen sich aus dieser Ausrichtung ergeben". Fest steht zum Beispiel, dass künftig kleinere Firmen, die der Telekom einen Jahresumsatz von weniger als 10.000 Euro einbringen, bei T-Com bleiben, während sich T-Systems wie bisher um die rund 60 Key-Accounts, also die großen Unternehmenskunden, kümmert. Der Rest von rund 200.000 vorwiegend mittelständischen Kunden wird der neuen Sparte "Flächenvertriebe" zugeordnet, in der sowohl T-Com- als auch T-Systems-Spezialisten arbeiten werden.

Spekulationen um Konrad Reiss

Zudem will die Bonner Gerüchteküche wissen, dass T-Systems-Chef Konrad Reiss der kommende starke Mann hinter Konzernboss Ricke werden und die neu kombinierte Sparte Geschäftskunden leiten soll. Thomas Holtrop seinerseits soll Interesse an der nach dem Ausscheiden Brauners vakanten Position des Festnetzvorstandes bekundet haben und könnte, so die Spekulationen, mit dem neu zugeschnittenen Verantwortungsbereich für das gesamte Breitbandgeschäft seinen Stuhl retten, den er im Falle eines Rückkaufes von T-Online verlieren würde. Neben Holtrop werden aber auch die sonst üblichen Verdächtigen der Branche gehandelt: Arcor-Chef Harald Stöber, der Vorstandsvorsitzende des französischen Mobilfunkbetreibers Cegetel Frank Esser und Siemens-Manager Thomas Ganswindt.