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Warum Konzernchef Kai-Uwe Ricke seinen Konzern umbaut

Aus vier Telekom-Säulen werden drei

05.07.2004

Ricke zunehmend in der Kritik

Doch jenseits der Personalkarussells bei der Besetzung des neuen Vorstandes gerät auch der Konzernchef selbst zunehmend ins Fadenkreuz der Kritik. Ricke habe zu lange die Vier-Säulen-Strategie seines Vorgängers Sommer mitgetragen, monieren viele Experten. Überdies seien Manager wie T-Mobile-Chef René Obermann und Thomas Holtrop zusätzlich in den Konzernvorstand berufen worden; gleichzeitig wurde aber deren Vergütung noch stärker vom Ergebnis ihrer jeweiligen Bereiche abhängig gemacht. Interner Wettbewerb sollte Teamgeist und Integrität nicht ausschließen - mit dem bekannten Ergebnis. Liefen die Dinge dann aus dem Ruder, griff der Konzernchef höchstpersönlich ein, etwa beim strittigen Thema WLANs, als er T-Com und T-Mobile dazu verdonnerte, die derzeit bei der Kundschaft gefragten Hotspots gemeinsam zu vermarkten.

Erst vor wenigen Monaten begann Ricke zurückzurudern, sprach erstmals davon, dass die vier Konzerndivisionen "eine effiziente Organisationsform, aber keine Strategie sind". Kurz vor der Hauptversammlung formulierte der Telekom-Frontmann dann eine von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene "Agenda 2004", in der unter anderem von Defiziten in puncto Effizienz, Qualität und Vertrieb die Rede ist.

Dennoch könnten in Zukunft weitergehende Veränderungen vorgenommen werden. Heinrich Berger, Principal Communication & High Tech Practice bei der A.T. Kearney GmbH, vertritt die Auffassung, dass der Schritt in die richtige Richtung geht. International, so der Experte, sieht er aber "Modelle, die noch stärker in Richtung Kundenorientierung mit der vertikalen Aufteilung in die Sparten Privatkunden, Geschäftskunden und internationale Großkonzerne ausgerichtet sind". Der wesentliche Treiber ist die Suche nach Umsatzwachstum in Festnetz und Mobilfunk. Die anstehende Konvergenz der Netztypen und die Suche nach zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten auf beiden Feldern wird auch weiterhin die Agenda der Deutschen Telekom und der Wettbewerber bestimmen. (pg/gh)