Apache baut seine Content-Plattform aus

16.01.2002
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Für die ASF spielt die Weiterentwicklung des HTTP-Servers nach wie vor eine zentrale Rolle. Sie erfolgt im Rahmen eines eigenen Projekts, das kurz vor der Freigabe der Version 2.0 steht. Dieses Update wurde von Grund auf neu geschrieben und bringt eine Reihe neuer Funktionen mit sich. Als Vorteile der neuen Architektur nennen die Entwickler die leichtere Portierbarkeit auf Nicht-Unix-Systeme, bessere Unterstützung von Windows und eine einfachere Konfiguration. Eine Übersicht über die Funktionen findet sich auf der Website der ASF.

Neben dem Web-Server, mit dem das ganze Apache-Projekt begann, gewinnen zwei weitere Initiativen innerhalb der ASF zunehmend an Bedeutung. Es handelt sich dabei um "Jakarta", ein Schirmprojekt für eine Reihe von Java-Aktivitäten, und das "XML Project".

Ausgangspunkt für Jakarta war eine Codespende von Sun Microsystems. Die Unix-Company übergab ihre Referenzimplementierung für Java Servlets an die ASF. Daraus entstand inzwischen "Tomcat", eine Engine für Servlets und Java Server Pages (JSPs). Sie liegt aktuell in der Version 4 vor und setzt die Spezifikationen für Servlets 2.3 und JSP 1.2 um. Unter den Referenzimplementierungen für Java 2 Enterprise Edition (J2EE) nimmt Tomcat eine Sonderstellung ein. Während Sun für solche Beispielrealisierungen sonst nur Demonstrationscharakter vorsieht, wurde die Apache-Engine in puncto Stabilität und Geschwindigkeit für Produktionsumgebungen ausgelegt. Nicht zuletzt deswegen avancierte Tomcat zum meistgenutzten J2EE-Server und wird von vielen Tools-Herstellern als Bestandteil ihrer Entwicklungswerkzeuge ausgeliefert.

Die relative Eigenständigkeit von Tomcat gegenüber Apaches Web-Server kommt übrigens nicht nur dadurch zum Ausdruck, dass er über einen eigenen HTTP-Stack verfügt und für kleinere Installationen als Web-Server fungieren kann. Als Nachfolger von "Jserv" erweitert Tomcat zudem nicht bloß den ASF-eigenen HTTP-Server um Servlet- und JSP-Unterstützung, sondern auch jene von Microsoft und Iplanet.

Kein Wildwuchs bei Projekten

Ähnlich wie der Web-Server, der als Gravitationszentrum für andere Open-Source-Projekte fungiert, entwickelte sich Tomcat ebenfalls zur Basis weiterer freier Projekte. Während aber die meisten Apache-Module außerhalb der ASF entstanden, siedeln sich immer mehr Java-Projekte unter dem Dach von Jakarta an. Dabei herrscht offensichtlich kein Wildwuchs, der zu einem Sammelsurium beliebiger Java-Software führt. Zwar kann die ASF als Dachorganisation für Open-Source-Projekte keine Softwarestrategie nach dem Muster eines kommerziellen Herstellers verfolgen. Dennoch ist sie zu einer strategischen Ausrichtung in der Lage, ohne die unabhängigen Entwickler zu einer bestimmten Arbeitsteilung überreden zu müssen. Aufgrund ihrer Anziehungskraft auf freie Teams drängen viele von ihnen unter das Dach der ASF, die dann ihrerseits die zu ihr passenden Projekte auswählen kann. Tatsächlich entstanden viele der Open-Source-Vorhaben zuerst in eigener Regie und