Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit vertragen sich

Green-IT - ein lohnender Beitrag

14.05.2008
Von 
Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.

Server- und Speichervirtualisierung

Eines der wichtigsten Themen in Zusammenhang mit der energieeffizienteren Gestaltung von ITK-Technologien ist die Virtualisierung von Servern und Speicherplatz. Darin findet man in erster Linie einen Weg, Hardware besser auszulasten und die Systemverwaltung zu vereinfachen. Auf diese Weise kann man die Anzahl der Server verkleinern und damit auch den Strombedarf reduzieren. Nach Einschätzung der Fachleute lassen sich durch die Virtualisierung von Servern 50 bis 80 Prozent Stromkosten einsparen. Weniger Server-Hardware bedeutet zudem gleichzeitig weniger Verwaltungsbedarf, was zu einer weiteren Reduzierung der Betriebskosten in der IT führt (siehe dazu "Virtualisierung spart Strom").

Für mittelständische Unternehmen gibt es ein breites Angebot an Virtualisierungslösungen. IBM bietet beispielsweise mit PowerVM ein Portfolio an sowohl Software- als auch Hardware-basierenden Virtualisierungstechniken für IBM-Systeme mit Power-Prozessoren für die Betriebssysteme Unix, Linux und i5/OS. Auch VMware stellt KMUs eine Reihe von Virtualisierungssystemen zur Verfügung. Mit "VMware Infrastructure 3" bietet die Firma zum Beispiel eine Komplettlösung, mit der sich Server, Speicher und Netze unternehmensweit virtualisieren lassen. Zudem wird mit dem "VMware Server" eine kostenlose Einstiegslösung angeboten, die laut Hersteller auf jeder beliebigen Server-Hardware installiert werden kann. Kostenfrei ist ebenfalls die quelloffene Software Xen, die an der Universität Cambridge entwickelt wurde. Die Applikation läuft direkt auf der Hardware, die für die darauf laufenden Systeme "paravirtualisiert" wird. Dabei kann eine besonders hohe Performance erzielt werden, da die Hardware nicht emuliert wird, sondern diese den Gastsystemen mit einem nur kleinen Overhead zur Verfügung gestellt wird.

Zentralisierte Desktops und Thin Clients

Neben der Virtualisierung von Servern und Speicherplatz spielt die Desktop-Virtualisierung in Sachen Green-IT ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese Technik ermöglicht die Zentralisierung der individuellen Arbeitsplatzrechner im Rechenzentrum und stellt sich als ein weiterer wichtiger Trend in der IT-Branche heraus. Laut einer Studie des Frauenhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheit- und Energietechnik (Umsicht) belasten Desktop-PCs die Umwelt doppelt so stark wie funktional gleichwertige Thin-Clients, bei denen die Ausstattung auf die Ein- und Ausgabe beschränkt ist. (siehe dazu "Green-IT: Thin Clients schlagen PCs um Längen")

Basierend auf der bereits erwähnten quelloffenen Xen-Software hat Xensource eine Desktop-Virtualisierungslösung entwickelt, die nach der Übernahme durch Citrix Systems in dessen Portfolio integriert wurde. In der Lösung "Citrix XenDesktop" bringt das Unternehmen laut eigenem Bekunden verschiedene Technologien zum Einsatz, die bekannte Herausforderungen bei der Virtualisierung wie schlechte Performance beim Zugriff über das Netz, aufwändige Pflege von Images oder hoher Speicherbedarf effizient adressieren. HP hat jüngst angekündigt, dass auf seinen Compaq-Thin-Clients die Lösung bereits vorinstalliert ist. Eine Desktop-Virtualisierungslösung bietet auch Sun Microsystems in Verbindung mit VMware: Sun Virtual Desktop Infrastructure. Das Unternehmen bewirbt seinen Thin-Client Sun Ray als wichtigen Schritt zur Energieeinsparung in Unternehmen. So benötige ein Sun-Ray-Client nur etwa vier Watt an Energie, gegenüber den bis zu 300 Watt für einen Desktop-PC.

Ferner bietet das weniger bekannte, israelische Unternehmen Qumranet mit "Solid ICE" (Independent Computing Environment) eine KVM-basierende (Kernel-based Virtual Machine) Lösung zur Virtualisierung von Windows- und Linux-Desktops. Die Desktops laufen unter zentraler Kontrolle in virtuellen Maschinen auf Linux-Servern; der Zugriff erfolgt von Thin Clients oder normalen PCs über das speziell entwickelte Protokoll Spice.