Ob klassisch oder per Mail

Richtig bewerben für Anfänger

19.05.2013
Von Jürgen Hesse
Eine gute Bewerbung öffnet die Tür zum neuen Job. Die Karriereprofis von Hesse und Schrader haben die wichtigsten Informationen rund um die Bewerbung zusammengestellt.

Mit der Jobsuche ist es ähnlich wie mit der Liebe: Das Gegenüber muss umgarnt und von der eigenen Person überzeugt werden. Eine Bewerbung ist Werbung in eigener Sache. Es gilt das eigene Leistungsangebot dem potenziellen Arbeitgeber optimal "verkaufen" zu können. Mit der schriftlichen Bewerbung geben Sie eine Art Visitenkarte ab, quasi eine erste Arbeitsprobe. Hinterlassen Sie einen positiven ersten Eindruck und überzeugen Sie formal und inhaltlich. Dazu ist es notwendig, sich im Vorfeld allein oder mit einer Karriereberatung zu überlegen, welche Stärken sie haben und wie sie diese in den Unterlagen eindrucksvoll darstellen können.

Eine Bewerbung ist immer Werbung in eigener Sache.
Eine Bewerbung ist immer Werbung in eigener Sache.
Foto: Ben Chams/ Fotolia

Das passende Anschreiben

Der erste Satz vom Anschreiben ist immer der Schwerste. Gleichzeitig entscheiden die ersten Worte darüber, ob sich der Leser für das, was Sie ihm im Folgenden zu bieten haben, interessiert oder nicht. Vermeiden Sie deshalb langweilige Einleitungen im Stil von "Hiermit bewerbe ich mich um die Stelle als …" Erfolg versprechend ist Ihr Anschreiben, wenn Sie in individueller Weise Ihre Qualifikation und Motivation authentisch zum Ausdruck bringen. Finden Sie eine plausible Antwort auf folgende Fragen:

  1. Was ist der Hintergrund Ihrer Bewerbung?

  2. Warum interessieren Sie sich für genau diese Firma und diese Position?

  3. Was sind die Gründe, die für Sie als passenden Bewerber sprechen?

Versuchen Sie eine gesunde Balance aus kurzen, prägnanten Formulierungen und einer nachvollziehbaren, authentischen Darstellung Ihres Profils zu finden. Beschränken Sie sich auf sechs bis acht, maximal zehn Sätze. Diese sollten keine Rechtschreib- oder Kommafehler enthalten. Am besten lassen Sie Freunde oder Bekannte Korrektur lesen.

Der erfolgreiche Lebenslauf

Ein guter und auch erfolgreicher Lebenslauf ermöglicht dem Leser mit wenigen Blicken den sprichwörtlichen roten Faden in der Berufspraxis zu erkennen.

  • Was hat der Bewerber in seinen Tätigkeiten jeweils gemacht, das gleichzeitig für die ausgeschriebene Stelle relevant ist?

  • Sind die Muss-Kriterien (eine spezielle Ausbildung oder ein Studium) erfüllt?

  • Werden so viele Kann-Kriterien (bestimmte Fremdsprachen oder PC-Kenntnisse) wie möglich abgedeckt?

  • Zeigt sich vielleicht in relevanten Weiterbildungen eine besondere Leistungsmotivation?

  • Ist der Lebenslauf lückenlos und unterschrieben?

  • Welche Informationen zur Bewerber-Persönlichkeit sind erkennbar, etwa über ehrenamtliches Engagement oder Freizeitinteressen?

Der erfolgreiche Lebenslauf bringt die zur jeweiligen Stelle passenden Verkaufsargumente für das eigene Berufsprofil möglichst prägnant und gleichzeitig aussagekräftig auf den Punkt.

Ein sympathisches Bewerbungsfoto

Versuchen Sie über das Bewerbungsfoto Sympathie zu mobilisieren. Verwenden Sie möglichst keine Automatenfotos oder Bilder, die älter als zwei Jahre sind. Achten Sie darauf, auf dem Foto die Eigenschaften und Fähigkeiten zu verkörpern, die für den angestrebten Job erwartet werden. Die Gestaltungsmöglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen, sind groß. Sie reichen von der Wahl der Kleidung, der Körperhaltung, des Bildausschnitts, dem Format bis zur Entscheidung für eine Farb- oder Schwarzweißaufnahme.

Die Zusammenstellung der Unterlagen

Zur schriftlichen Bewerbung gehören mehrere Unterlagen: Die Standards sind Anschreiben und Lebenslauf, verpackt in eine ansprechende und zur Stelle passende Mappe. Optional kommen ein Deckblatt, Zeugnisse, Weiterbildungszertifikate oder besondere Referenzen hinzu. Verfassen Sie möglichst keine Romane und achten Sie auf Übersichtlichkeit.

Für die erste schnelle, aber entscheidende Durchsicht Ihrer Bewerbungsmappe werden je nach Temperament eine halbe bis maximal fünf Minuten Lese- und Bearbeitungszeit einkalkuliert. Diese wenige und umso wertvollere Zeit wird deshalb primär auf die beruflichen Daten verwandt (Entwicklung, Position etc.) und weniger auf das begleitende Anschreiben. Dessen Text wird zu einem späteren Zeitpunkt (sofern Sie in die engere Wahl gekommen sind) gelesen, um zu entscheiden, ob man Sie zum Vorstellungsgespräch einlädt.

Die Bewerbung per Mail

Wie unterscheidet sich eigentlich eine klassische Bewerbung, verschickt mit Briefpost, zur Bewerbung per E-Mail? Es ändern sich vor allem technische und weniger inhaltliche Aspekte. Wie auch bei der klassischen Bewerbung sollte man anfangs klären, welche beruflichen Stärken in welcher Weise überzeugend präsentiert werden sollten. Eine strukturierte Auseinandersetzung mit den eigenen Kompetenzen ist die universell gültige Hausaufgabe, die entweder allein oder mit einer Karriereberatung zu bearbeiten ist.

Die Stellensuche im Netz

Im nächsten Schritt folgt die Stellenrecherche, für die sich im Internet vielfältige Wege bieten. Viele Unternehmen nutzen ihre firmeneigene Homepage, inklusive teilweise sehr umfangreicher Karriere-Portale und automatisierter Auswahlverfahren, um neue Mitarbeiter anzuwerben. Hinzu kommen die Stellenangebote auf Jobbörsen, etwa monster.de oder stepstone.de, die mit einfachen oder erweiterten Suchmasken vom Ausbildungsplatz über die Absolventen-Stelle bis zur Führungsposition durchstöbert werden können. Interessant sind auch die Angebote in Business Communities wie Xing oder Linkedin. Hier findet man nicht nur Stellenausschreibungen, sondern auch vielfältige Networking-Chancen. So lassen sich neue berufliche Kontakte knüpfen und wichtige, berufsbezogene Informationen erhalten - im Idealfall sogar eine persönliche Empfehlung für eine attraktive Stelle.

Der Anruf im Unternehmen

Wenn Sie eine interessante Position gefunden haben und offen bleibt, ob man sich klassisch oder per E-Mail bewerben soll, so ist ein Telefonat mit der Firma empfehlenswert. Erkunden Sie bei dieser Gelegenheit nach dem konkreten Ansprechpartner und der zugehörigen E-Mail-Adresse. Eine persönliche Ansprache ist nicht nur Zeichen der Höflichkeit. Sie zeigt Ihre Sorgfalt und Ihr Bemühen um Individualität. In dem Telefonat können Sie auch die eigene Kommunikationsfähigkeit unter Beweis stellen und im Idealfall eine kleine emotionale Brücke aufbauen, die einen ersten kleinen Pluspunkt im Bewerbungsverfahren darstellen kann.

Technische Standards beachten

Trotz der Einfachheit des E-Mail-Versands ist auf eine gewisse Seriosität zu achten. Wählen Sie Ihre eigene E-Mail-Adresse entsprechend etablierter Standards, etwa susana.koller@gmx.de. Adressen wie scharfe-susi@hot.com sind ein absolutes No Go. Bedenken Sie auch die Betreffzeile: Erwähnen Sie darin unbedingt den Anlass Ihrer E-Mail, also die Bewerbung für eine konkrete Position. Hängen Sie an Ihre E-Mail nicht mehrere Dateien an, sondern versenden Sie Ihre Unterlagen in einem zentralen Dokument, das ca. zwei bis drei Megabyte groß sein sollte. Benennen Sie dieses Dokument auch mit einem aussagekräftigen Dateinamen, etwa sk_bewerbung_05022012. Generell gilt die Empfehlung das Textdokument vor dem Versand in ein PDF-Dokument umzuwandeln. Der Hintergrund: Unterschiedliche Computersysteme, etwa Windows und Apple, haben bisweilen Kompatibilitätsprobleme, wenn ein Dokument zwischen den Systemen ausgetauscht wird. In Zeiten von Virenattacken ist übrigens ein aktueller Virenscanner unerlässlich. Bewerber, die im E-Mail-Anhang einen Virus übermitteln, haben sich bereits vor dem eigentlichen Auswahlverfahren disqualifiziert.

Überprüfung der Daten

Obwohl elektronisch verschickt werden die meisten Bewerbungen in der Firma ausgedruckt. Überprüfen Sie daher die Qualität Ihrer Bewerbung im Ausdruck. Besonders das Bewerbungsfoto verliert oft an Schärfe, wenn es ausgedruckt wird. Testen Sie auch Ihre E-Mail-Bewerbung zunächst mit einem Probeversand an sich selbst oder einen guten Freund.

Speichern Sie nach erfolgtem E-Mail-Versand alles nochmals ab, um bei mehreren Bewerbungen nicht den Überblick zu verlieren. Wenn Sie keine automatische Eingangsbestätigung erhalten und sich auch sonst niemand meldet, sollten sie nach etwa fünf Tagen anrufen, um den Erhalt der Unterlagen sowie den weiteren Ablauf zu erfragen.