Hans-Joachim Popp, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

"Wo die Daten liegen, ist unwichtig"

14.03.2008

Klare Verabredung mit dem Dienstleister

POPP: Oh ja, die Governance ist entscheidend. Für das DLR hilft da die klare Verabredung mit unserem Flächendienstleister T-Systems Solutions for Research. Die Serviceparameter sind vertraglich exakt festgelegt, und wir verpflichten uns zur Nutzung der Dienste für alle Basisanwendungen. Die viel zitierten "karierten Maiglöckchen", also eigentlich überflüssige Sonderwünsche, sind so im Einzelfall viel schwieriger zu begründen. Würden wir versuchen, das intern zu organisieren, wären Machtspiele an der Tagesordnung.

CW: Womit wir beim Thema Outsourcing wären. Müssen wir nicht mit weiteren gravierenden Veränderungen im Anforderungsprofil von IT-Services rechnen?

Popp: 'Eine große Rolle wird neben der möglichst ökonomischen Auslastung sicher auch die flexible Versorgung mit Services verschiedener Verfügbarkeitsstufen spielen.'
Popp: 'Eine große Rolle wird neben der möglichst ökonomischen Auslastung sicher auch die flexible Versorgung mit Services verschiedener Verfügbarkeitsstufen spielen.'

POPP: Ich will jetzt Nicholas Carr nicht das Wort reden, aber in diesem Punkt liegt er sicher nicht falsch. Wir werden schrittweise immer weiter konsolidieren und aggregieren, besonders bei den "einfachen" Leistungen wie Netz- und Speichertechnik, E-Mail und Web-Server-Hosting. Die Arbeit wird uns als IT-Schaffenden trotzdem niemals ausgehen. Die Wertschöpfung wird sich nur zu höherwertigen Anteilen hin entwickeln. Aber das sehen wir ja schon seit vielen Jahren: Früher hat man schon mal mit dem Lötkolben an einem Motherboard gearbeitet. Heute käme niemand mehr darauf, und das löst auch keine Verlustängste aus. Im Gegenteil: Wir sind froh, dass wir darüber hinweg sind und uns verstärkt der Prozessgestaltung zuwenden können.

CW: Wenn die Produktion in immer höherem Maße von IT-Systemen abhängig ist und gleichzeitig die Vernetzung und damit die Komplexität zunimmt, dann muss es doch für Dienstleister ein Problem sein, die Bedeutung einzelner Komponenten in Hinblick auf potenzielle Vertragsstrafen im Auge zu behalten.

POPP: Absolut richtig. Und es kommt noch viel schlimmer: Sowohl die Bedeutung einzelner Dienste für den Anwender als auch die Systemarchitekturen verändern sich oft schleichend, ohne dass es im Tagesbetrieb sichtbar wird. Gerade bei den heutigen, extrem hohen Verfügbarkeiten wähnt man sich bis zum Tag X in trügerischer Sicherheit. Hier wird sich in den nächsten Jahren das Monitoring der Architektur noch stark entwickeln müssen. Meine Vision ist da die selbstdiagnostizierende Configuration Management Database, die online ein klares Bild über alle Abhängigkeiten liefert.