Hans-Joachim Popp, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

"Wo die Daten liegen, ist unwichtig"

14.03.2008

30 Prozent der RZ-Betriebskosten für Klima und Energie

POPP: Sehr wichtig! Schließlich geben wir schon jetzt sage und schreibe 30 Prozent der Betriebskosten unserer Hochleistungsrechner für Energie und Klima aus. Mit den Herstellern feilschen wir um einzelne Prozente, beim Energieverbrauch ist aber bisher nicht viel passiert. Wir hoffen stark, dass die Technik auch in Richtung Energieeffizienz weiterentwickelt wird. Dabei reicht es nicht, die Betriebsspannungen immer wieder abzusenken oder langsamer zu takten. Auch die Wirkungsgrade der Netzteile und der Abwärmeverarbeitung müssen dringend verbessert werden. Da sehe ich eine exzellente Gelegenheit für die großen Anbieter, sich zu profilieren.

CW: Geht es um die bessere Auslastung von Servern, spielt das Thema Virtualisierung eine große Rolle. Sehen Sie darin einen nachhaltigen Trend, oder handelt es sich um einen kurzfristigen Hype?

Popp: 'Die Virtualisierung hat sicher einen festen Platz in der Palette der möglichen Werkzeuge, um Ressourcen zu sparen.'
Popp: 'Die Virtualisierung hat sicher einen festen Platz in der Palette der möglichen Werkzeuge, um Ressourcen zu sparen.'

POPP: Die Virtualisierung hat sicher einen festen Platz in der Palette der möglichen Werkzeuge, um Ressourcen zu sparen. In Wahrheit hat aber heute jedes Betriebssystem schon Virtualisierungsschichten. Doch man muss auch sehen, dass die Komplexität der Betriebsumgebung sich mit dem Einsatz von Virtualisierungstechniken nicht zwangsläufig verringert, sondern in vielen Fällen sogar anwächst. Außerdem verlangen Virtualisierungstechniken auch nach Know-how. Das muss man erstmal an Bord haben - und auch hier steckt der Teufel wie immer bekanntlich im Detail. Wir dürfen nicht die schiere Anzahl von Komponenten als Maß für die Komplexität nehmen. Die Zahl der Softwareschichten spielt ebenfalls eine Rolle.

CW: Welche Merkmale sollte das quasi ideale Data Center denn noch haben?

POPP: Eine große Rolle wird neben der möglichst ökonomischen Auslastung sicher auch die flexible Versorgung mit Services verschiedener Verfügbarkeitsstufen spielen. Es müssen nun einmal nicht alle Daten auf dem gleichen Backup-Level gehalten werden. Leicht wiederherstellbare und wenig veränderliche Datensätze können auch weniger teure Speichermedien und Verteilungsverfahren nutzen. Insgesamt wird der Wunsch nach einer "entorteten" Datenspeicherung steigen. Kriterium für den Speicherort ist dann nur noch das Verhältnis zwischen Volumen und Netzwerkbandbreite. Wo die Daten räumlich liegen, ist für den Anwender weder sichtbar, noch hat es eine Bedeutung. Natürlich spielt die Vertraulichkeit eine große Rolle, aber wenn wir heute einmal ehrlich sind, dann sind es doch immer noch die Grabenkämpfe zwischen den Anwendern, die eine optimale Ressourcennutzung torpedieren.

CW: "Entortete Datenspeicherung": Das klingt gut, aber es erfordert doch sicher das Durchhalten von Standards insbesondere in sehr verteilten Unternehmen oder?