Hans-Joachim Popp, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

"Wo die Daten liegen, ist unwichtig"

14.03.2008
Hans-Joachim Popp, CIO Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, spricht mit CW-Redakteur Jan-Bernd Meyer über ideale Rechenzentren und die Tücken der Virtualisierung.

CW: Die Anforderungen an heutige Rechenzentren haben sich in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht verändert. Was sind die wichtigsten Neuerungen aus Sicht der Hightech-Forschung, wie sie beim DLR betrieben wird?

Hans-Joachim Popp, CIO Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. in der Helmholtz-Gemeinschaft, sagt, dass durch Virtualisierung in vielen Fällen die Komplexität von Betriebsumgebungen wächst.
Hans-Joachim Popp, CIO Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. in der Helmholtz-Gemeinschaft, sagt, dass durch Virtualisierung in vielen Fällen die Komplexität von Betriebsumgebungen wächst.

POPP: Genauso wie in den allermeisten anderen Zweigen der Wirtschaft hat sich der Anteil der IT-getriebenen Prozesse an der Gesamtwertschöpfung drastisch erhöht. Gleichzeitig sind die Systeme gegen temporäre Ausfälle von Stromversorgung und Kühlung viel empfindlicher als früher. Wir müssen heute schon bei einem Stromausfall von wenigen Millisekunden mit einem Crash von bis zu fünf Prozent der Festplatten rechnen. Selbst in hochredundanten Anlagen kann es da sehr leicht zu längeren Ausfällen kommen.

CW: Man sollte meinen, dass heute jedes Rechenzentrum unterbrechungsfrei versorgt werden kann, oder?

POPP: Sollte man meinen. Aber die meisten Systeme werden auf die eine oder andere Weise in Legacy-Umgebungen betrieben, und früher ging es nun einmal um die schnelle Wiederaufnahme der Versorgung nach einem Crash. Der Diesel sprang an, das Licht flackerte, und dann war alles okay. Nach Einführung der unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) hat man dann voll und ganz auf "unbegrenzte" Verfügbarkeit gesetzt, und prompt gingen die Pannen fortan auf das Konto defekter USV-Anlagen, obwohl die reguläre Versorgung durch den Energiekonzern immer stabiler wurde. Nur in ganz seltenen Fällen machen sich heute Rechenzentren die hervorragende Qualität und Verfügbarkeit der von den Versorgern kommenden Direkteinspeisungen zunutze, um die Redundanz auch dadurch zu erhöhen.

CW: Alle reden vom grünen Rechenzentrum. Wie wichtig ist das für Ihr Forschungszentrum?