IT-Abteilungen müssen effizienter werden
CW: Wir beobachten, dass es zunehmend die Fachabteilungen sind, die an der IT-Abteilung vorbei Services aus der Cloud einkaufen und nutzen. Wie schätzen Sie diesen Trend ein?
SCHMIDT: Unsere Kunden werden immer den effizientesten Weg finden, ihr Geschäft am Laufen zu halten. Wir sprechen viel mit den IT-Abteilungen in den Unternehmen, um ihnen klarzumachen, was die Fachabteilungen - ihre "internen Kunden" - mit AWS eigentlich tun. Wir wollen den IT-Abteilungen helfen, wieder effizienter zu werden.
CW: Um noch einmal auf Ihre Partnerunternehmen zurückzukommen - plant AWS, beispielsweise Security-Services demnächst auch selbst anzubieten?
SCHMIDT: Unsere Kunden entscheiden, was wir entwickeln. Derzeit besteht kein Bedarf an solchen Services, weil die Kunden bereits feste Produkte haben, die sie auch in der Cloud weiterbenutzen möchten. Das gilt übrigens auch für Datenbank-Software von IBM, Oracle oder MySQL, die wir über AWS unterstützen - die meisten davon ebenfalls als stundenbasierte Services.
CW: Abschließende Frage - wie sieht ein typischer Arbeitstag im Leben des Stephen Schmidt aus?
SCHMIDT: Jeder Morgen beginnt mit der Analyse von Metriken. Amazon ist ein extrem metrikorientiertes Unternehmen, wir beobachten sehr genau das Verhalten innerhalb unserer direkten Umgebung - sowohl auf Seiten der Technik als auch des Personals. Ich schaue mir genau an, wie wir performen. Wie funktionieren die einzelnen Services, wie die IT-Mitarbeiter? Anschließend geht es an die strategische Entwicklung neuer Features. Das ist auch der Grund, warum ich bei AWS arbeite - um neue Dinge zu kreieren, neue Software und neue Services zu entwickeln. Wir "Amazonians" bewegen uns in komplett neuen Gefilden innerhalb der IT-Branche. Das ist das Spannendste.
- 10 Prognosen für Cloud Computing 2013
CIOs bekommen dieses Jahr mehr Druck von Finanzchefs, die Kosten für IT aus der Wolke unter Kontrolle zu halten - und die Konkurrenz von Amazon wird stärker. - 1. Wir hören auf mit der Behauptung, dass alles in die Cloud wandert
Es wird unterschieden, was in die Wolke passt und was nicht. - 2. Cloud und Mobile werden eins
Mobile Apps sind nur dann wertvoll, wenn sie übers Internet an die Back-End-Services angebunden sind, die wahrscheinlich nicht mehr im eigenen Rechenzentrum, sondern irgendwo in der Wolke geleistet werden. - 3. Kein Stress mehr wegen Cloud-SLAs
Best Practice für Design und Konfiguration von Cloud-Applikationen sei es, Elastizität in die Anwendung selbst einzubauen anstatt sie von Seiten des Cloud-Betreibers zu erwarten. Auf diesem Weg lasse sich jedes Service Level Agreement (SLA) erreichen, unabhängig von den Basis-SLAs des Providers, so Staten. - 4. Klarheit über Kosten-Modelle
Statens Ausgangsthese: Die Cloud ist nicht per se besonders günstig, aber sie kann mit dem richtigen Nutzungsmodell höchstwahrscheinlich einen Kostenvorteil bringen. Deshalb müssten die Anwender rechnen, die wirtschaftlichen Hintergründe verstehen lernen und die Nutzung kontrollieren und optimieren. - 5. I&O schafft Freiräume für die App-Entwicklung
2013 sehen die I&O-Teams laut Forrester endlich ein, dass Entwicklung in der Public Cloud stattfindet – ob es ihnen passt oder nicht. Da sei es sinnvoll, den Dialog mit den Software-Entwicklern zu suchen, um Einfluss auf Sicherheit und Gesamtkonzept nehmen zu können. Darin liege auch die Chance, gemeinsam eine formelle Cloud-Strategie zu entwickeln, die definiert, was akzeptabel ist und was nicht. - 6. Backup und Disaster Recovery aus der Cloud
Cloud Computing und das Pay-per-Use-Preismodell ermöglichen laut Staten eine langfristige Datenspeicherung. Für die Server müsse nur bezahlt werden, wenn man testen will oder sich tatsächlich ein Ausfall ereignet. - 7. Cloud ist nicht mehr mit Massenware gleichzusetzen
Trotz hoher Standardisierung in der Wolke sei es falsch, Cloud Services mit Massenware gleichzusetzen. Bereits jetzt würden in der Cloud Dienstleistungen angeboten, die mit High-End-Hardware abgesichert seien sowie GPUs, SSDs und andere hochwertige Infrastruktur-Optionen beinhalteten. - 9. Fortgeschrittene Virtualisierung ist gut, aber keine Cloud
Staten wendet sich direkt an die I&O-Verantwortlichen: „Die optimierte und dynamische virtuelle Umwelt und die On-Demand Private Cloud haben beide ihren Platz im Rechenzentrum“, schreibt der Analyst. „Sie lösen verschiedene Probleme und entsprechen verschiedenen Anforderungen.“ Es sei ein nutzloses Unterfangen, aus dem einen das andere machen zu wollen. - 10. Die Entwickler wachen auf
Die Mehrzahl der im Unternehmen vorhandenen Sprachen, Frameworks und Development-Methoden seien auch in der Cloud einsetzbar, so Staten. Anders als gewohnt sei nicht das Codieren an sich, sondern die Service-Orientierung und die Notwendigkeit, eine eigenen Erreichbarkeit und Performance in die App-Konfiguration einzubauen.
Über Stephen Schmidt
Bevor er zu Amazon kam, arbeitete Stephen Schmidt zehn Jahre lang in verschiedenen Positionen für das FBI, die bundespolizeiliche Ermittlungsbehörde der US-Justiz. Er leitete dort unter anderem eine Einheit, die Fälle von unerlaubtem Eindringen in IT-Systeme untersuchte. Bei AWS war er zunächst für den Aufbau einer Virtual Private Cloud zuständig, bevor er vor rund zwei Jahren zum CISO aufstieg.