Analyse ECM

Wieso Open Text nach Vignette greift

12.05.2009
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Vignette auf Talfahrt

Wirtschaftliche und strategische Probleme plagen auch Vignette. Das Unternehmen aus Austin, Texas, war mit Beginn des Internet-Booms groß geworden und hatte sich lange auf das Großkundengeschäft und den Aufbau mächtiger portalbasierender WCM- und E-Business-Lösungen konzentriert. In Fachkreisen galten Vignette-Projekte als komplex und aufwändig, was offenbar immer mehr Anwender abschreckte.

Hinzu kam die wachsende Konkurrenz durch Branchengrößen wie Open Text, EMC Documentum, Oracle und IBM sowie zahlreichen kleineren Anbietern. Mit neuen Produkten und Serviceangeboten wie Quicksite hatte Vignette im letzten Jahr damit begonnen, Anwendern bei Aufbau und Verwaltung der WCM- Systeme zu helfen.

Forrester-Analyst Stephen Powers, wirft Vignette Fehler in der Produktentwicklung und im Kundensupport vor.
Forrester-Analyst Stephen Powers, wirft Vignette Fehler in der Produktentwicklung und im Kundensupport vor.
Foto: Forrester

Das rückläufige Geschäft hatte sich auch in den Zahlen des Geschäftsjahrs 2008 niedergeschlagen. So mussten die Texaner gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzeinbruch von 11,6 Prozent auf 169,5 Millionen Dollar verbuchen. Dem Gewinn von 24,8 Millionen Dollar aus 2007 stand nun ein Verlust von 6,3 Millionen Dollar gegenübe (siehe auch die aktuellen Zahlen zum ersten Quartal 2009).

Laut Stephen Powers, Analyst bei Forrester Research, haben zu den aktuellen Probleme von Vignette auch strategische Fehlentscheidungen beigetragen. So habe der Hersteller bei der Einführung seiner neuen WCM-Plattform langjährige Kunden im Regen stehen lassen. Abträglich für das Geschäft seien auch Expansionspläne in nicht zum Kerngeschäft gehörende Anwendungsgebieten sowie ein uneinheitlicher Kundensupport gewesen. Laut Insidern war das Management schon länger auf Käufersuche und soll beispielsweise Gespräche mit Hewlett-Packard geführt haben.