Goodbye Telefon

Wie Tablets und Handy das Telefon ablösen

14.03.2011
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Smartphones als Universalgerät?

Im Vordergrund der Betrachtungen stehen dabei oft die Smartphones als Universal Devices. Warum sollen die Anwender zwei oder mehr Geräte nutzen, wenn alle Funktionen in ein einziges integriert werden können und sich so nicht nur Kosten sparen lassen, sondern auch die Effizienz wächst? Wie die Rolle des Smartphones auf dem Desktop in der Praxis aussehen kann, zeigte erst jüngst Vodafone mit dem "Virtual Desktop" auf der CeBIT. Das hierbei verwendete Motorola-System "Atrix" ist eine Kombination aus Smartphone und Dockingstation. Angesichts solcher Konzepte glaubt Nick Galea, CEO bei 3CX, einem Anbieter von Windows-basierenden IP-TK-Anlagen: "Die modernen Smartphones könnten den klassischen Tischtelefonen in den Büros durchaus den Rang ablaufen. Es ist gut vorstellbar, dass man statt des Tischtelefons nur eine Dockingstation für sein Smartphone auf dem Schreibtisch hat."

Ist die Sicherheit gefährdet?

XML-Dienste waren gestern. Auf modernen Telefonen wie dem MyIC Phone laufen echte Apps.
XML-Dienste waren gestern. Auf modernen Telefonen wie dem MyIC Phone laufen echte Apps.
Foto: Alcatel-Lucent

Allerdings teilen nicht alle Experten diese Meinung. Viele raten dazu, Kommunikation ganzheitlich zu betrachten, weshalb der Fokus nicht auf bestimmten Geräten liegen sollte. "In Bezug auf Smartphones ist dies noch oft der Fall, obwohl sie nur einen Teil des Kommunikationsbedarfs abdecken", kritisiert beispielsweise Jens Hirsch, Director Business Unit Networking beim Systemhaus Computacenter, die einseitige Orientierung in Richtung Smartphones. Und Margarete Schramböck, Vice President beim Systemintegrator NextiraOne, gibt noch einen anderen Punkt zu bedenken: "Beim Einsatz von Smartphones muss abgewogen werden, wie trotz der einfachen, benutzergetriebenen und schwer zu limitierenden Erreichbarkeit einerseits attraktive Leistungsmerkmale bereitgestellt und andererseits IT-Governance und Unternehmens-Policies etwa zur Sicherheit angemessen umgesetzt werden können."

Eine Herausforderung, der sich auch Bernd Achatz, Director Technical Operation bei Avaya Deutschland, bewusst ist. Sein Unternehmen propagiert mit dem "Avaya Desktop Video Device" (ADVD), volkstümlich auch als Avaya Flare bekannt, ein Tablet als Universalgerät für Telefonie, Videconferencing oder E-Mail. Bei dem Android-basierenden Device sind derzeit zusätzliche Apps gesperrt, um durch die tiefe Integration in die Unternehmens-IT nicht die Sicherheit zu gefährden. Allerdings plant der Hersteller einen Avaya Android Marketplace, der Avaya Apps wie auch Standard-Android-Apps bereitstellt. App Mai soll der Flare zudem für ausgewählte Apps frei sein. Konkurrent Cisco ist hier mit seinem multifunktionalen Kommunikationsgerät "Cius" schon einen Schritt weiter. Hier sind Apps erlaubt, da man auf die hauseigene Virtualisierungsinfrastruktur setzt und so eine Trennung von unternehmenskritischen Informationen und Dritt-Anwendungen sowie -Inhalten erreichen will. Vom iPhone-Erfolg inspiriert, setzt auch Alcatel-Lucent auf das App-Konzept. Mit dem "MyIC Phone" hat der Konzern ein Tischgerät entwickelt, das die Lücke zwischen hochverfügbarem Telefon und universell nutzbarem PC am Arbeitsplatz schließen soll.