Wie gut sind Capacity-on-Demand-Angebote?

13.02.2003
Von Katharina Friedmann

Angesichts der zunehmenden Komplexität und Kurzlebigkeit moderner Applikationen gerät die Planung der Systemkapazität zur immer größeren Herausforderung. Vor diesem Hintergrund bewerten auch Experten die Möglichkeit, Rechenleistung nach Bedarf zu erhöhen, als potenzielle Hilfestellung. Allerdings, so begründet Andrew Butler, Research Group Director bei Gartner, die bislang eher übersichtliche CoD-Klientel, waren die frühen Offerten zu begrenzt, um einen wirklichen Wert darzustellen. So blieb der Anwender - unabhängig davon, ob es einen temporären oder einen dauerhaften Kapazitätsengpass zu überwinden galt - auf einem einmal freigeschalteten Prozessor (und den damit verbundenen Kosten) sitzen.

Ein Plus an Flexibilität soll die jetzt aufkommende zweite CoD-Generation zur attraktiveren Option machen. Neben dauerhaft zugeschalteter Rechenleistung erlauben es neue Konzepte, die Extrakapazität nur über einen gewissen Zeitraum (und zu entsprechend günstigeren Konditionen) zu mieten. Zu den ersten Server-Herstellern, die das temporäre Kapazitäts-Upgrade in ihr CoD-Portfolio aufgenommen haben, gehören HP, FSC und IBM.

HPs Programm „Instant Capacity on Demand“ (Icod) für den nachträglichen, lizenzgebundenen Erwerb bereits installierter Rechenleistung gilt für das Vier-Wege-System „RP5470“, den Acht-Wege-Server „RP7410“, die 16-Wege-Maschine „RP8400“ sowie das Flaggschiff „Superdome“ mit bis zu 64 Prozessoren. Nach der seit Sommer vergangenen Jahres verfügbaren temporären Variante (Ticod) verkauft HP eine CPU in Zeitkontingenten von 30 Tagen. „Dabei lässt sich der Prozessor sowohl verteilt über ein halbes Jahr als auch an 30 aufeinander folgenden CPU-Tagen nutzen“, erklärt HP-Produkt-Manager Thomas Ullrich das Prinzip. Nach Ablauf der Mietfrist wird die CPU wieder stillgelegt. Wer einen Prozessor länger als zwölf bis 14 Monate benötigt, tut nach Angaben des Herstellers allerdings gut daran, diesen auf Dauer zu aktivieren. Eine Art flexibles Leasing stellt wiederum HPs „Utility-Pricing“-

oder „Pay-per-Use“-Konzept dar, bei dem der Anwender variable Raten zu zahlen hat, die sich nach der tatsächlich genutzten Server-Leistung richten. Möglich ist dies dank einer auf den Rechnern installierten Software, die die Systemauslastung misst und daraus die Höhe der monatlich zu entrichtenden Gebühren errechnet.

FSCs Hardware-Lizenzierungsprogramm „Enhanced Server Capacity on Demand“ (Escod) für die hauseigenen Unix-Server der „Primepower“-Reihe gibt es seit einiger Zeit ebenfalls in zwei Grundvarianten: Während das statische Modell - bei sich verändernder, jedoch grundsätzlich steigender Arbeitslast - die dauerhafte Aktivierung zusätzlicher Prozessoren vorsieht, greift die dynamische Programmvariante bei akutem, jedoch eher kurzfristigem Bedarf an Extraleistung. In diesem Fall lässt sich die zugeschaltete Kapazität nach einem mit Hilfe vordefinierter Parameter festgelegten Zeitraum der Nichtauslastung wieder deaktivieren. Übersteigt die Nutzungszeit einer temporär aktivierten CPU 30 Prozent, empfiehlt der Hersteller die permanente Freischaltung.

Auch IBM hat sein „Capacity Upgrade on Demand“ (Cuod) zum Jahresanfang um die Möglichkeit der zeitweisen CPU-Aktivierung angereichert - vorerst allerdings lediglich im I-Series-Bereich. Neben der Möglichkeit, einen Prozessor aus dem installierten Bestand dazuzukaufen, lässt sich zusätzliche CPU-Leistung bei den I-Series-Neuzugängen „825“ (bis zu sechs CPUs) und „870“ (acht bis 16 Prozessoren) sowie dem AS/400-Boliden „890“ mit 16 bis 24 beziehungsweise 24 bis 32 CPUs auch auf Tagesbasis zu- und abschalten. Bei dem Angebot der Armonker gibt es ebenfalls einen Breakeven-Point, der bei etwa 40 bis 45 Tagen temporärer Nutzung liegt. Wer seine Cuod-CPU länger nutzt, ist mit der permanenten Aktivierung des Prozessors besser beraten.