Übergang zu analytischen und geschäftlich orientierten Skills
Die vorherrschenden und geforderten Fertigkeiten waren bisher stets technischer Natur – zunächst vorwiegend auf breiter Basis, dann spezialisierter. Bereits im dritten Abschnitt kamen partizipative Elemente hinzu – also zunehmende Begehrlichkeiten der Fachbereiche, in IT-Fragen mitzureden. Jetzt erfolgt laut Forrester der Übergang zu analytischen und an geschäftlichen Entscheidungen orientierten Skills. Die Komplexität ist von Stufe zu angewachsen und erreicht in den kommenden Jahren ein enormes Niveau. Die Phase einer hohen Diversität geht hingegen zur Neige.
Als Treiber hinter diesem Wandel sieht Forrester zum einen den Bedarf auf Business-Seite, die bei immer höheren Qualitätsansprüchen nach produktiven Service-Lösungen bei fallenden Stückkosten verlangt. Zum anderen gehe dies einher mit neuen technologischen Möglichkeiten, die ihrerseits neue Aufgaben stellen. Assets und Applikationen müssten im Cloud-Zeitalter stets in Echtzeit verfügbar sein, urteilt Forrester.
Flexibilität und Beweglichkeit sind ebenfalls nötig: Applikationen sollten mit allen zugehörigen Dependenzen und Konfigurationselementen eine transportable Einheit darstellen. Architektonisch seien die meisten Applikationen derzeit noch nicht cloudfähig, so die Analysten. Um dies zu verändern, müssten sich die I&O-Abteilungen aktiv zumindest in den Lebenszyklus-Prozess der Anwendungsentwicklung einbringen.
Nachdrücklich raten die Analysten zu einer personellen und organisatorischen Neuorientierung. So sei etwa eine stärkere Rollenfokussierung gefragt. „Ein Netzwerk-Ingenieur wird zugleich eine Fülle anders gelagerter Aufgaben bewältigen müssen – von der Administration übers Design bis hin zum Troubleshooting“, heißt es in der Studie. Für Projektarbeit blieben da nur wenige Freiräume.
Best Practices für ITIL seien ebenso empfehlenswert wie neue Metriken, die Effizienz und Leistung statt „exzessiven Heroismus“ belohnen. Damit meint Forrester, dass sich das Selbstverständnis in den IT-Abteilungen wandeln müsse. Der Typus des „Feuerwehrmanns“, der in Problemfällen jederzeit zur Stelle ist, werde abgelöst durch den strategischeren Experten, der Brandherde schon vor Ausbruch eines Infernos erkennt. Überhaupt braucht es nach Meinung der Autoren neue Rollen und Gruppen in den Abteilungen: Architekten und Planer, Design und Spezialisten für Prozess-Design sowie Vendor Manager.
Keine Zeit für Helden
Alles in allem stehen die Zeichen im Cloud-Zeitalter laut Forrester auf gesteigerter Spezialisierung, stärkeren Akzenten auf der Beratung, formalisierten Kontrollmessungen und zielgerichteter Forschung. In dem sich mehr und mehr Services in Richtung Cloud verabschieden, gewinnen Kontrolle und Vorgabe von Richtlinien gegenüber der Ausführung an Bedeutung. Bei all dem sollte die IT den Endanwendern immer einen Schritt voraus sein, mahnt Forrester – am besten so wie die Automobilpioniere ihren Nachzüglern.
Die Studie „IT Infrastructure And Operations: The Next Five Years“ ist bei Forrester erhältlich.
- 1. Kommunikation
Von vielen als "weicher " Faktor belächelt, sollte die Fähigkeit, mit anderen Menschen verbal zu interagieren, auch im "harten" IT-Geschäft nicht vernachlässigt werden. Die Welt im Datenzentrum verändert sich noch rascher als anderswo. Hier eine strukturierte Umgebung aufrechtzuerhalten erfordert Kommunikation - nicht nur mit dem Business, sondern auch innerhalb der IT-Organisation. - 2. Service-Management
Viele Unternehmen beziehen bereits Teile ihrer IT-Services aus der Cloud. Diese Auslagerung verlangt von den IT-Verantwortlichen ein Umdenken in Sachen Service-Management. Sie müssen das komplexe Zusammenspiel von Kapazität und Nachfrage in einer nicht länger fest umrissenen Infrastruktur im Griff haben. - 3. Unified Computing
Das "Unified Computing System" von Cisco, die "Blade System Matrix" von HP und die Cloud-Computing-Strategie von IBM stehen laut Rockwell Bonecutter, Data-Center-Experte bei Accenture, beispielhaft für einen Trend, der auch noch die kommenden Jahre kennzeichnen werde. - 4. Projekt-Management
Wenn die Wirtschaft wieder anzieht, werden die Unternehmen auch ihre verschobenen IT-Projekte in Angriff nehmen. Aber sie werden darauf achten, dass sich die Investitionen am Ende auch auszahlen. Deshalb sind die Fähigkeiten zur Business-Analyse und zum effizienten Projekt-Management gefragt. - 5. Ressourcen-Management
In einen Zusammenhang mit dem Thema Green IT gehört die Beherrschung der Wechselwirkungen zwischen IT- und Facilities-Management. Keine Kapazitätsplanung kommt heute ohne eine Betrachtung des Energieverbrauchs und der Wärmeabstrahlung aus. IT-Teams brauchen also dringend jemanden, der diese Faktoren auf dem Schirm hat und in der Lage ist, dieselbe Sprache wie die Facilities-Experten zu sprechen, also einen "Ressourcen-Manager". Auch der Data-Center-Chef selbst darf diese Aspekte nicht aus den Augen verlieren. - 6. Engineering
Die Leute, die heute am verweifeltsten gesucht werden, sind, so Pricewaterhouse-Coopers, Mechanik- und Elektro-Ingenieure, die sich mit modernem IT-Equipment auskennen. Heutige Rechenzentrumskonzepte, beispielsweise virtualisierte Server, unterscheiden sich auch hinsichtlich der Elektrik und Kühlsysteme fundamental von denen der vergangenen Jahre. - 7. Netzwerk-Know-how
Wenn ein Rechenzentrum ohne Menschen vor Ort auskommt (die Stichworte heißen hier "lights out" und "remote"), dann nur, weil es über ein Netz gesteuert wird. Folgerichtig braucht ein IT-Manager moderner Prägung ein solides Wissen hinsichtlich Netzkonfigurationen, - hardware, und -schwachstellen. Zudem sollte er Mitarbeiter einstellen, die über solches Know-how verfügen. - 8. Finanzanalyse
Gerade in einer Wirtschaftskrise wird von einem IT-Verantwortlichen wirtschaftliches Denken verlangt. Er muss beispielsweise in der Lage sein, die Applikationen nach ihrer Bedeutung für das Business zu priorisieren und auf dieser Basis zu entscheiden, welche Lösung einen eigenen Server benötigt und welche beispielsweise in die Cloud ausgelagert werden kann. - 9. Green IT
Mögen manche auch die Augen verdrehen - kein Unternehmen kommt an dem Mandat für eine "nachhaltige" Technologie vorbei. - 10. Virtualisierung
Die Basistechnik für eine moderne IT-Infrastruktur ist eine Trumpfkarte für den, der sich mit ihr auskennt. Die Unternehmen packen immer mehr IT-Komponenten in flexible, leicht zu wartende und günstig zu betreibende, sprich: virtualisierte Umgebungen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)