Drei Gründerinnen berichten

Wenn Frauen gründen - oder auch nicht

08.08.2012
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.

Ich habe drei Jahre schlecht verdient

Das beste Beispiel hierfür ist Marika Lulay, heute Chief Operating Officer und Mitglied des Vorstands bei der GFT Technologies AG. 1986 hat sie direkt nach ihrem Informatikstudium ein Softwareunternehmen gegründet - mit mäßigem Erfolg: "Ich hatte kein Finanzpolster, habe drei Jahre schlecht verdient und Schulden gemacht", so Lulay. "Nach der Selbstständigkeit war ich froh, dass jemand mein Gehalt gezahlt hat und ich mich darauf konzentrieren konnte, meinen Job zu machen". Dennoch blickt sie positiv auf diese Zeit zurück. Sie habe viele Erfahrungen gesammelt, die sie für ihren späteren Weg sehr gut gebrauchen konnte. So habe sie zum Beispiel gelernt, dass dort, wo ihre Unterschrift steht, auch ihr Kopf steht. Auch habe sie mitgenommen, was es heißt, schwierige Situationen auszuhalten. Etwa wenn sie Mitarbeitern, die gute Arbeit geleistet haben, sagen musste, dass sie ihr Gehalt nicht zahlen könne.

Ein Grund, warum es für sie und ihr Unternehmen nicht geklappt hat, sieht sie in der damals kaum existenten Startup-Kultur in Deutschland. "Es ist heute einfacher geworden zu gründen - und auch akzeptierter. Wer will, soll es machen und kann auf viele Netzwerke zurückgreifen, in denen man wertvolle Unterstützung bekommt", so der Ratschlag von Lulay. Gründerinnen oder solche, die es werden wollen, gibt sie mit auf den Weg, dass ihre Vorstellungen zunächst einmal grundsätzlich zu naiv sind - denn die Unternehmenswelt wartet nicht auf das Produkt oder die Dienstleistung, die man selbst für einzigartig hält. Auch müssten sie lernen, Niederlagen wegzustecken. Oberste Maxime für sie ist es jedoch grundsätzlich, etwas zu wagen. "Niemand weiß vorher, ob ein Unternehmen funktioniert, aber es ist wichtig die Erfahrung zu machen - unabhängig davon, ob man sofort erfolgreich ist oder nicht", so Lulay.