Drei Gründerinnen berichten

Wenn Frauen gründen - oder auch nicht

08.08.2012
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Gut, dass sie nicht wusste, was auf sie zukam, sagt eine Gründerin. Aber sie würde es immer wieder tun, eine andere. Eine dritte ging vom Startup zurück in ein großes Unternehmen. Drei Erfahrungen.
Über Existenzgründung diskutierten Marika Lulay (Mitglied des Vorstands, GFT Technologies AG), Gabriele Knödler-Bittner (Geschäftsführerin change.project gmbh), Karen Funk (Computerwoche), Viola Albrecht (innoexperts) - v.l.
Über Existenzgründung diskutierten Marika Lulay (Mitglied des Vorstands, GFT Technologies AG), Gabriele Knödler-Bittner (Geschäftsführerin change.project gmbh), Karen Funk (Computerwoche), Viola Albrecht (innoexperts) - v.l.
Foto: GFT Technologies

Frauen gründen auch in Deutschland gerne: Dem KfW-Gründungsmonitor 2012 zufolge liegt der Frauenanteil unter den Existenzgründern hierzulande branchenübergreifend bei 42 Prozent. Bei den Vollerwerbsgründern sind 38 Prozent weiblich.

Betrachtet man allerdings nur den IT-Sektor, so dürfte die Zahl der Gründerinnen niedriger sein. Diese Vermutung liegt zumindest nah, wenn man etwa die Teilnehmer von CODE_n12 betrachtet. Bei diesem Start-up-Wettbewerb waren junge Unternehmer aufgerufen, sich mit ihren Business-Ideen zum Thema "Shaping Mobile Life" zu bewerben. Die 50 besten erhielten die Möglichkeit, sich auf der CeBIT 2012 zu präsentieren. Unter ihnen waren lediglich zwei, bei denen eine Frau zum Gründerteam zählt.

Ich lebe meinen Traum!

Eine von ihnen: Gabriele Knödler-Bittner vom Stuttgarter Startup change.project gmbh. Mit ihrer Firma berät sie Unternehmen zu allen Bereichen rund um interkulturelle Fragestellungen. Gemeinsam mit zwei Partnern wagte sie nach zehn Jahren als Einzelkämpferin 2011 den Schritt zur Gründung einer GmbH. Eine Entscheidung, die sie immer wieder treffen würde. "Ich lebe meinen Traum", sagt die 51-Jährige im Rahmen einer Diskussionsrunde mit innoexperts-Gründerin Viola Albrecht und Marika Lulay vom internationalen IT-Dienstleister GFT Technologies AG, in der es darum ging, warum Frauen in puncto Unternehmensgründung oftmals zurückhaltender sind als Männer.

Wie Knödler-Bittner wagte auch Albrecht den Schritt in die Selbstständigkeit aus einer langjährigen Festanstellung heraus. Mit Blick auf ihre Anfangszeit nach der Gründung sagt die ehemalige Leiterin Innovationsmanagement bei Oracle Deutschland: "Ich bin froh, nicht gewusst zu haben, was alles auf mich zukommt mit der Selbstständigkeit". Aufträge vergeben, Internetauftritt und Onlinemarketing, Gründungsschulungen absolvieren, Verträge schreiben - und das alles unter Zeitdruck bei geringem Budget: Da bliebe oftmals kaum Raum, um das eigentliche Kerngeschäft aufzubauen, so Albrecht.

Weniger Perfektionismus, mehr Coolness

Dass sie diese Phase dennoch gut gemeistert hat, lag auch daran, dass sie die richtigen Sparringspartner an der Seite hatte - in ihrem Fall eine Mentorin, die selbst Gründerin war und wertvolle Tipps geben konnte. Albrecht hat gelernt, worauf es beim eigenen Unternehmen ankommt, und ist schnell in die Rolle einer Managerin hineingewachsen. Frauen, die mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu gründen, rät sie, nicht zu perfektionistisch zu sein: "Man muss eine gewisse Coolness entwickeln, denn Business verläuft immer in Wellenform".

Knödler-Bittner fiel es zu Beginn schwer, sich selbst zu vermarkten. Eine Eigenschaft, die sie mit anderen Frauen teile, so die gelernte Ingenieurin. Doch sie hat eines mitgenommen: "Man kann auch positiv Vertrieb machen. Gutes Networking ist viel wichtiger als Massenvertrieb". Verglichen mit den negativen Aspekten überwiegen für Knödler-Bittner die Vorteile eines eigenen Unternehmens bei Weitem. Hier nennt sie die Gestaltungsspielräume und die Möglichkeit, selbst etwas bewegen zu können. Und sie rät Frauen, die eine Idee für ein Unternehmen haben, sich eventuell auch Partner zu suchen, um die eigenen Kompetenzen zu ergänzen - und es einfach auszuprobieren. "Es gibt immer auch wieder den Weg zurück", so Knödler-Bittner.