Trolley ade

Wenn Berater sesshaft werden

13.10.2012
Von Michael  Schwengers
Irgendwann reicht es vielen Beratern, ständig auf Reisen zu sein. Um seine Mitarbeiter, die nicht mehr unterwegs sein können, zu binden, sucht der IT-Dienstleister MHP lokale Einsatzgebiete.
MHP bemüht sich, seinen reisemüden Mitarbeitern Aufgaben in der Region zu verschaffen.
MHP bemüht sich, seinen reisemüden Mitarbeitern Aufgaben in der Region zu verschaffen.
Foto: gustoledo - Fotolia.com

Häufig unterwegs sein, immer wieder neue Menschen und Unternehmen kennenlernen und sich regelmäßig bislang unbekannten Herausforderungen stellen - wer nach seinem Studium eine Karriere als Berater einschlägt, den reizen neben fachlichem Interesse und guten Aufstiegschancen meist genau diese Aussichten. So war es auch bei Thomas Ady. Nach seinem Abschluss als Wirtschaftsinformatiker fing er 2001 als Consultant bei der Prozess- und IT-Beratung Mieschke Hofmann und Partner (MHP) an und lernte ab dem ersten Arbeitstag die weite Welt kennen.

Damals ging es für ein Projekt - die Lagerprozesse eines Automobilherstellers sollten auf Vordermann gebracht werden - für mehrere Monate in die USA. Es folgten zahlreiche Projekte in verschiedenen Ländern Europas und Asiens sowie in ganz Deutschland und zwei zweijährige Aufenthalte in den Vereinigten Staaten. "Die Zeit war enorm abwechslungsreich und hat mich in meiner persönlichen und fachlichen Entwicklung unheimlich weitergebracht", erzählt Ady stolz.

Thomas Ady, MHP: "Mit dem Vorgesetzten suchten wir nach einer Lösung, damit ich weniger reise."
Thomas Ady, MHP: "Mit dem Vorgesetzten suchten wir nach einer Lösung, damit ich weniger reise."
Foto: Mieschke Hofmann und Partner (MHP)

Irgendwann hatte der IT-Berater allerdings genug vom vielen Reisen. Er wollte mehr Zeit in seiner Wahlheimat München verbringen, um Freundschaften intensiver zu pflegen und früher oder später eine Familie zu gründen. Also sprach er mit seinem direkten Vorgesetzten über die Situation. "Der zeigte Verständnis für meinen Wunsch und suchte gemeinsam mit mir nach einer Lösung", berichtet Ady. So baute MHP ein Application-Management-Team in München auf und übertrug Ady dafür die Verantwortung. Seine neue Aufgabe erlaubt es ihm seit mittlerweile zwei Jahren, vor allem von seinem Münchener Büro aus zu arbeiten - bei Bedarf auch aus dem Home Office. Unterwegs ist er nur noch etwa alle zwei Wochen für jeweils maximal zwei bis drei Tage, um sich meist mit den Kollegen am Hauptsitz in Ludwigsburg abzustimmen.

"Für jeden Mitarbeiter, der gerne mehr in der Nähe seines Heimatorts arbeiten möchte, können wir natürlich kein eigenes Team gründen. Im Fall von Thomas Ady bot sich das aus strategischen Gründen an", begründet Christoph Joos, Partner bei MHP, die Entscheidung. Das Unternehmen bemühe sich aber, mit jedem Mitarbeiter, der diesen Wunsch hat, Möglichkeiten für einen regionalen Einsatz ausfindig zu machen. "Das kommt ein wenig der Quadratur des Kreises gleich", gibt Joos zu. Zum einen gehörten Reisen und weltweite Projekte zum Beratungsgeschäft dazu. Also benötigt MHP viele gute Consultants, die bereit sind, vor Ort zu arbeiten. Zum anderen verstehe das Unternehmen, dass sich bei den Mitarbeitern irgendwann die Prioritäten und Lebensumstände ändern. "Diese erfahrenen Kolleginnen und Kollegen wollen wir sehr gerne halten", sagt Joos.