Weniger Marktplätze machen mehr Geschäft

12.03.2002
Von Christian Zillich

SCM noch Zukunftsmusik

Berater Nase warnt dagegen davor, diesen Aspekt zu unterschätzen. „Die Komplexität von Produkten erfordert seitens der Abnehmer eine längere Vorbereitungszeit, um Zulieferer mit ausreichend genauen Spezifikationen für eine Angebotsabgabe zu versorgen. Auktionen, auch von Komponenten und Baugruppen, werden aber zunehmen.“ Daimler-Chrysler habe beispielsweise bereits die Auftragsvergabe von Pressanlagen für Karosserieteile via Online-Auktionen abgewickelt.

Technisch wesentlich aufwändiger sind die Versuche der Automobilhersteller, die Organisation ihrer Lieferketten über Marktplätze abzubilden, um so eine durchgängige Kapazitätenplanung über mehrere Zuliefererebenen hinweg zu ermöglichen. Dazu müssten allerdings zunächst die Backend-Systeme der Beteiligten miteinander kommunizieren können. BME-Vorstand Bogaschewsky sieht hier aber einige Probleme: „Die Betreiber großer Marktplätze bieten Schnittstellen, welche die Integration ermöglichen sollen. In der Praxis müssen diese jedoch für jedes Unternehmen neu gestrickt werden.“ Zu unterschiedlich seien die firmenspezifischen Abbildungen der Geschäftsprozesse.

Berater Nase gibt außerdem zu bedenken, dass kleinere Unternehmen häufig nicht über ausreichendes IT-Know-how verfügten, um eine Backend-Integration zu stemmen. Außerdem zeige sich, dass auch OEMs und Marktplätze wie Covisint hier noch einen weiten Weg zurückzulegen hätten.

Die Studie von Cell Consulting kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Das Angebot zu Supply-Chain- und Entwicklungsthemen sowie zu ergänzenden Transport-, Finanz- und Beratungsleistungen ist bisher deutlich eingeschränkt. Trotz der Versprechen der Marktplatzbetreiber zur Integration von Entwicklungs-, Bedarfsplanungs und Bestandsverwaltungsmodulen seien die meisten Applikationen immer noch im Anfangsstadium der Einsetzbarkeit oder wiesen lediglich einen mittleren Reifegrad auf. Von der Unterstützung einer Internet-basierenden Versorgungskette mit Echtzeit-Supply-Chain-Management über multiple Fertigungsstufen sind also auch die Marktplätze der Automobilbranche noch weit entfernt.