Weniger Marktplätze machen mehr Geschäft

12.03.2002
Von Christian Zillich

Auch im Bereich Kunststoffe und chemische Industrie nutzen die großen Konzerne bevorzugt ihre eigenen Plattformen, wodurch vor allem die Zukunft der 40 bis 50 unabhängigen Marktplätze für den Handel mit Rohmaterialien gefährdet scheint. Diese Anbieter kämpfen zusätzlich mit dem Problem, dass in der Branche ein großer Teil der Rohstoffe nach wie vor auf Basis von langfristigen Verträgen geliefert wird.

Die Konsolidierungswelle hat mittlerweile auch große Player erfasst: Chemdex strich im Dezember 2000 die Segel, Petrocosm im April letzten Jahres, und die Zukunft von Enron online ist ebenfalls unklar. Hinzu kommen die Übernahme von Chematch durch Chemconnect Anfang dieses Jahres sowie der Zusammenschluss von CC-Markets und Chemplorer zu CC-Chemplorer Ende 2001.

Für Akteure, die auch dieses Jahr überleben, sehen die Umsatzprognosen allerdings recht günstig aus. Allein in der deutschen Chemieindustrie wurden laut Deutsche Bank Research 2001 insgesamt 16 Milliarden Euro über den B-to-B-Handel umgesetzt. Den überwiegenden Teil wickelten jedoch Hersteller direkt mit ihren Kunden ab, lediglich ein Fünftel des gesamten Internet-Geschäfts entfiel auf elektronische Marktplätze.

Im Jahr 2005 soll der B-to-B-Gesamtumsatz auf 25 Milliarden Euro steigen, wobei der Marktplatzanteil deutlich zunehmen werde. Für 2010 prognostizieren die Analysten der Deutschen Bank einen Anteil von 60 Prozent. So ist es wenig erstaunlich, dass sich große Chemiekonzerne parallel an mehreren Marktplätzen beteiligen. Bayer sitzt beispielsweise bei CC-Chemplorer, Chematch, Elemica und Omnexus als Investor mit im Boot.

Alexander Nase, Berater Cell Consulting: "Es zeigt sich immer mehr, dass auch OEMs und Marktplätze wie Covisint bei der Backend-Integration noch einen weiten Weg zurückzulegen haben."