Was taugt Microsofts neuer Spam-Filter?

08.07.2004
Von Michael Pietroforte

Ein niedriger SCL-Schwellenwert (geringe Spam-Wahrscheinlichkeit) führt dazu, dass mehr Spam-Mails aussortiert werden, hat aber eine größere False-Positive-Rate zur Folge. Die optimale Einstellung der Schwellenwerte hängt also im Wesentlichen davon ab, wie groß das Risiko falsch bewerteter E-Mails sein darf. Um sich zunächst einen Überblick zu verschaffen, wie groß der jeweilige Anteil der E-Mails mit einem bestimmten SCL ist, kann man den Windows-Systemmonitor zu Hilfe nehmen. Nach der Installation des IMF bietet dieser eine Reihe neuer Kenngrößen, die eine Überwachung der Performance und eine statistische Analyse des Filtervorgangs erlauben. In der Installations- und Konfigurationsanleitung des IMF ist ein Verfahren beschrieben, wie man zu sinnvollen Einstellungen gelangt.

Gefahr für Newsletter

Die SCL-Bewertung einzelner E-Mails kann man von Haus aus nicht einsehen. Ein Microsoft-Mitarbeiter bietet aber in seinem Weblog eine Konfigurationsdatei für Outlook an, die die Anzeige des SCL ermöglicht. Dies kann bei der Ermittlung geeigneter SCL-Schwellenwerte sehr hilfreich sein, weil man sieht, wie der IMF False-Positives bewertet hat.

Wie bei jedem statistischen Filter sind auch beim IMF gelegentliche Fehlbewertungen unvermeidbar. Besonders gefährdet sind dabei Newsletter. Die Anwender können aber in Outlook 2003 die entsprechenden E-Mail-Adressen zur Liste der sicheren Absender hinzufügen. Es ist auch möglich, über eine Gruppenrichtlinie diese Liste vorzugeben. Vom Filter unangetastet bleiben außerdem E-Mails, deren Absenderadressen sich im persönlichen Kontakte-Ordner befinden, sowie jene, die aus der gleichen Exchange-Organisation stammen.

Je nach Schwellenwert erreicht der IMF Trefferraten von bis zu 99 Prozent. Eine Angabe der False-Positive-Rate ist jedoch kaum möglich. Um hier zu einer sinnvollen Aussage zu kommen, müsste man über eine repräsentative Auswahl typischer E-Mails verfügen. In jedem Fall muss sich der IMF hier nicht vor anderen Spam-Filtern verstecken. Als Datenmaterial lagen schließlich die Bewertungen von einigen hunderttausend Hotmail-Anwendern vor. Schwächen zeigt der IMF indes bei deutschsprachigen Junk-Mails. Angesichts der neuen Gesetzeslage in Deutschland dürfte sich wohl die Zahl der deutschsprachigen Spam-Mails künftig in Grenzen halten.