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Was den Server-Markt verändert

04.12.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Ciscos Markteintritt zeigt Wirkung

Veränderungen deuten sich allerdings nicht nur in technischer Hinsicht an. Auch auf Anbieterseite erlebte der Markt im vergangenen Jahr und bis heute Umwälzungen.

Das erste nachhaltige Ereignis war Ciscos Eintritt in den Server-Markt. Zwar kann man heute noch nicht von nennenswerten Marktanteilen sprechen. Diese sind winzig. Cisco verfügt aber " über einen enormen Data-Center-Einfluss", sagt Gartner-Analyst Butler. Cisco habe sehr starke Partner im Hardwareumfeld. Hierzu ist beispielsweise ein veritabler Speicheranbieter wie EMC zu nennen. Zudem hat sich der Netzwerkanbieter einen "sehr guten Vertriebskanal" aufgebaut. Durch seine Netzlösungen in vielen Rechenzentren ist das Unternehmen darüber hinaus heute längst ein strategischer Partner. Butlers Fazit zu Ciscos Eintritt in den Server-Markt: "Das hat einen erheblichen Eindruck hinterlassen. Andere Anbieter müssen jetzt ihre Strategien überdenken und ihre Geschäftsbeziehungen möglicherweise neu gestalten."

Dass Cisco im Server-Markt bisher keine nennenswerten Marktanteile besetzt hat, sei nicht von Bedeutung. Butler: "Cisco ist ein geduldiges Unternehmen. Die überstürzen nichts." Das erste Ziel des Herstellers sei es gewesen, zuverlässige Systeme anbieten zu können: "Sie wollten gar keinen schnellen Erfolg." Am Beispiel VoIP könne man Ciscos Strategie aufzeigen: Zehn Jahre habe es gedauert, um diesen Markt anzugehen. "Heute sind sie in diesem Produktsegment Marktführer."

Zugegebenermaßen habe es Cisco im VoIP-Markt mit "eher selbstzufriedenen Anbietern" zu tun gehabt, sagt der Gartner-Mann. Sich hier in die Führungsposition zu manövrieren sei nicht so schwer gewesen. Im Server-Markt sei das durch die Vorherrschaft von IBM, HP und Dell ganz anders. "Wenn Cisco hier auch nur unter die großen Drei kommen will, muss es einen sehr langen Weg zurücklegen."

Aber für Cisco ging es beim Einstieg in den Server-Markt 2009 auch nicht um eine Strategie für 2010. Ausrichtung und Produkte zielen darauf, wie sich der Markt im Jahr 2015 entwickelt haben wird. "Cisco wird Produkte entwickeln, von denen die Anwender heute noch gar keine Ahnung haben, dass sie sie einmal brauchen werden", so Butler.

Um mit seinen Servern in den Marktanteilsstatistiken sofort sichtbar zu werden, könnte Cisco den Weg des chinesischen Anbieters Lenovo wählen. Der katapultierte sich mit der Akquisition der PC-Sparte von IBM 2004 sofort in die Gartner- und IDC-Hitlisten. Welchen Server-Anbieter aber könnte Cisco kaufen? Einen kleineren Anbieter, der sich in vertikalen Märkten einen Namen gemacht hat? Das bringt nichts.

Wenn die Company unter Firmenchef John Chambers aus dem Stand ein weltweit führender Server-Anbieter werden wollte, blieben nur drei Hersteller übrig, die man kaufen könnte. Gartner-Mann Butler denkt laut nach: "Bei zweien darf man getrost davon ausgehen, dass dies absolut ausgeschlossen ist. Was den dritten betrifft, nun ja, wilde Spekulation." Nachdem allerdings die Margen im Standard-Server-Geschäft (also der x86-basierenden Maschinen) wie im PC-Segment nur sehr gering sind, könnte man sich fragen, ob etwa eine IBM interessiert daran sein könnte, sich auf die profitträchtigere Großrechner- und Unix-Boliden-Sparte zu konzentrieren. Doch wie sagte schon Butler: Wilde Spekulation.