Open-Source im Test

Virtualisierung mit Oracle VM VirtualBox

29.04.2011
Von 
Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.

In der Praxis

Sun hat mit den Assistenten von VirtualBox einen guten Job gemacht. Die Software ist inzwischen komplett auf Deutsch übersetzt, daneben lassen sich zahlreiche weitere Sprachpakete nachladen. Das Anlegen neuer virtuellen Maschinen geht relativ schnell von der Hand, ein Assistent führt Schritt für Schritt durch die Grundkonfiguration, die auch das Anlegen einer virtuellen Festplatte beinhaltet. Zunächst ungewohnt: ISO-Dateien von Betriebssystemen müssen zuerst in ein Verzeichnis von VirtualBox aufgenommen werden, bevor sie zur Installation verwendet werden können. Das sorgt zunächst für einen zusätzlichen Schritt, zahlt sich aber spätestens dann aus, wenn mehrere Systeme aufgesetzt werden sollen. Denn so stehen die ISO-Dateien immer zur Verfügung und müssen nicht erst auf der Festplatte gesucht werden.

Ist das Gastsystem aufgesetzt, sollten zunächst die Gasterweitungen installiert werden. Wie weiter oben beschrieben, bringen diese nicht nur neue Funktionen mit sich, sondern sorgen auch für einen deutlichen Zuwachs an Geschwindigkeit. Problematisch allerdings: Während in unserem Test unter Linux die 3-D-Effekte von Compiz problemlos funktionierten, wollte Microsoft Windows 7 die Aero-Effekte nicht aktivieren. Grund dafür ist der Treiber der virtuellen Grafikkarte. Dieser entspricht nicht dem Windows Display Driver Model (WDDM), sodass die Aero-Effekte ihre Arbeit verweigerten.

Zusätzliche Funktionen: Die Gasterweiterungen bringen zusätzliche Features und bessere Hardwareunterstützung.
Zusätzliche Funktionen: Die Gasterweiterungen bringen zusätzliche Features und bessere Hardwareunterstützung.

Abgesehen von diesen grafischen Einschränkungen arbeitet Windows 7 aber problemlos in VirtualBox. Auch die Auslastung des Host-Systems hält sich in Grenzen. Im Test liefen zwei Maschinen parallel (Windows 7 und Ubuntu 9.10), und dennoch ließ es sich bequem arbeiten. Die CPU unseres Testsystems war zu etwa 15 Prozent ausgelastet, deutlich mehr Last lag allerdings auf dem Arbeitsspeicher. Mit den zwei virtuellen Maschinen und den sonstigen offenen Programmen wurden ständig etwa 6 GByte von insgesamt 8 GByte Arbeitsspeicher belegt. Wer also mehrere virtuelle Maschinen parallel über einen längeren Zeitraum betreiben will, sollte in jedem Fall ein 64-Bit-Host-System mit ausreichend Arbeitsspeicher verwenden.

VirtualBox bietet ein eigenes Snapshot-System. Damit können die Zustände virtueller Maschinen gespeichert werden. Das ist beispielsweise dann nützlich, wenn experimentelle Software getestet werden soll. Für die Erstellung eines Snapshots muss das virtuelle System allerdings heruntergefahren werden, während des Betriebs ist eine Abbilderstellung nicht möglich. Einmal erstellte Images können zwar gecloned werden, dies geschieht aber über die Kommandozeile. Abhilfe schafft das Tool CloneVDI. Dieses bietet nicht nur eine grafische Oberfläche für Clone-Aktionen, es kann außerdem die Größen der virtuellen Festplatten ändern und so beispielsweise mehr Speicherplatz zur Verfügung stellen.

Integration: der Nahtlos-Modus im Einsatz.
Integration: der Nahtlos-Modus im Einsatz.

Dafür kann VirtualBox mit dem OVF-Format umgehen. Dieses wurde von VMware kreiert, um virtuelle Appliances verteilen zu können. Anders als etwa VMDK enthält eine OVF-Datei auch Informationen zur virtuellen Hardware einer Appliance. So kann man beispielsweise definieren, wie viele Netzwerkkarten enthalten sind, wie leistungsfähig die virtuelle CPU ist oder wie viel Arbeitsspeicher zur Verfügung steht. Das ermöglicht komplett eigenständige virtuelle Appliances, wie sie beispielsweise im Marketplace von VMware zur Verfügung stehen. Eine alternative Übersicht bietet beispielsweise die Website VirtualBoxImages.