Der Markt für PCs

Tablets beleben das PC-Geschäft

30.09.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Das Duell: Netbook vs. Tablet

Intel-Chef Paul Otellini will dagegen noch nicht von einem nachlassenden Interesse an Netbooks sprechen und verweist auf Emerging Markets, in denen Nutzer Netbooks zunehmend als Hauptrechner anschafften. In Mexiko habe beispielsweise Ende vergangenen Jahres der Anteil der Netbooks an den gesamten Notebook-Verkäufen bei 53 Prozent gelegen. Otellini geht davon aus, dass sich dieser Trend auch in anderen Märkten wie zum Beispiel Indien fortsetzen wird.

Der Intel-Chef kündigte an, seine für Netbooks ausgelegte Chipplattform "Atom" weiterentwickeln zu wollen. Demnach plant der weltgrößte Halbleiterhersteller, seine Atom-Chips auch in Smartphones und Tablet-Rechnern unterzubringen. Vor allem im Tablet-Segment hofft der Konzern auf neue lukrative, wachstumsträchtige Marktsegmente. Eine Kannibalisierung des Netbook-Markts befürchtet der Intel-Chef indes nicht. Ein Tablet eigne sich in erste Linie dafür, Inhalte zu konsumieren, während Netbooks primär dazu dienten, Inhalte zu erstellen. Daher sei nicht zu befürchten, dass das Wachstum im Tablet-Segment auf Kosten des Netbook-Markts gehe.

Das sieht mancher Experte jedoch anders. John Jacobs, Director für den Bereich Notebook Market Research von DisplaySearch, geht davon aus, dass der Netbook-Markt durch die Konkurrenz der neuen Tablet-Klasse langsamer wachsen wird als bisher. Das könnte den Herstellern jedoch gelegen kommen, vermutet der Marktbeobachter. Viele von ihnen seien besorgt wegen der schwindenden Margen im Netbook-Geschäft. Es sei daher durchaus denkbar, dass die Hersteller ihren Fokus auf die Tablets verschöben, die aufgrund des höheren Preises auch einen höheren Profit versprächen. Im Ökosystem um die Tablets sei mit passenden Inhalten und Apps insgesamt mehr Geld zu machen als bei herkömmlichen Rechnern, sagt Jacobs.

Apple hat mit seinem iPad einen Hype rund um neue Tablet-Rechner losgetreten, von dem auch viele andere Hersteller profitieren wollen.
Apple hat mit seinem iPad einen Hype rund um neue Tablet-Rechner losgetreten, von dem auch viele andere Hersteller profitieren wollen.

Es verwundert daher nicht, dass bereits etliche Hersteller auf Hochtouren an Konkurrenzprodukten zu Apples iPad arbeiten. Dazu zählen beispielsweise Asus, Hewlett-Packard und Lenovo, die allesamt auf lukrative Geschäfte hoffen. Schließlich hat Apple mit seinem iPad einen beispiellosen Boom losgetreten, der sogar den Netbook-Start vor zwei Jahren in den Schatten stellt. In nicht einmal drei Monaten verkaufte der Kultanbieter rund 3,3 Millionen Exemplare seines Tablet-Rechners.

Um sich ihren Anteil vom Kuchen zu sichern, müssten die Konkurrenten jedoch zügig mit eigenen Produkten auf den Markt kommen. Doch danach sieht es nicht aus. Bei Hewlett-Packard ist man offenbar auf der Suche nach der richtigen Plattform. Nachdem sich Pläne für ein Windows-7-Gerät verzögerten, setzt der weltgrößte PC-Hersteller nun allem Anschein nach auf das mit Palm übernommene Betriebssystem "WebOS". Die Marke "Palmpad" hat sich der Konzern bereits gesichert. Allerdings war es Palm schon im Smartphone-Wettbewerb nicht gelungen, ein konkurrenzfähiges Ökosystem gegen Apples iPhone auf die Beine zu stellen. Wann HPs Tablet-Pläne marktreif sind, ist derzeit nicht abzusehen.

Auch die anderen Konkurrenten hinken mit deutlichem Abstand hinterher. Toshiba arbeitet angeblich an Windows-7- und Android-Tablets, die jedoch frühestens zum Jahresende erhältlich sein dürften. Auch Lenovos Android-basiertes "LePad" ist nach Einschätzung von Experten erst Ende 2010 fertig. Asus bastelt angeblich an seinem "EeePad", das im ersten Quartal 2011 auf den Markt kommen soll. Offensichtlich experimentieren die Wettbewerber noch mit unterschiedlichen Hardwareplattformen von Intel, ARM und Nvidia sowie den Betriebssystemen von Microsoft und Google.