Symbian am Scheideweg

19.11.2003
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Wood vertritt jedoch die Ansicht, dass die meisten Endgeräteproduzenten auf Dauer nicht mehrere Betriebssysteme für Smartphones unterstützen werden. Dafür seien die Entwicklungskosten zu hoch. Da Symbian von Anfang an als Telefonplattform konzipiert wurde, sieht der Manager Vorteile gegenüber Linux, Microsoft und Palm. Es sei, so Wood, sehr aufwändig, Sprachfunktionalität auf eher Desktop-geprägte Systeme aufzusetzen.

Die Schwierigkeiten, "Windows for Pocket PC" auf den Einsatz in Smartphones umzustricken, hat Microsoft zu spüren bekommen. Die Partnerschaft mit dem Hersteller Sendo ging im Herbst letzten Jahres wegen technischer Probleme kurz vor der Auslieferung des "Z100" in die Brüche. Auch die Netzbetreiber konnten sich nicht für das Microsoft-Betriebssystem für Mobiltelefone begeistern. T-Mobile und Vodafone ließen den Softwaregiganten bisher abblitzen. Nur Orange, die Mobilfunktochter der France Télécom, vertreibt ein vom taiwanischen Hersteller HTC gefertigtes intelligentes Telefon mit Microsoft OS - das allerdings liegt wie Blei in den Regalen. Auch das jüngste, mit Motorola entwickelte Smartphone "MPx200" hat sich bislang nicht als Kassenschlager entpuppt. In Deutschland führt einzig Service-Provider Debitel das Produkt im Portfolio, die Nachfrage ist auch hier schwach.

Konkurrenz im eigenen Lager

Trotz der bisherigen Pleiten unterschätzt das Symbian-Konsortium den Softwareriesen wegen seiner Marktmacht nicht. "Wir müssen Microsoft immer im Auge behalten", kommentiert Wood die jüngste Allianz der Company mit Motorola. Dennoch sind es nicht Microsoft und Linux, die Symbian die größten Sorgen bereiten. "Die stärksten Konkurrenten sind die proprietären Inhouse-Betriebssysteme von Herstellern wie Nokia, Sony-Ericsson oder Siemens", ortet Wood die größte Gefahr im eigenen Lager. Als Beispiel nennt er die Plattform "Series 40" von Nokia, die im Gegensatz zu "Series 60" nicht auf Symbian beruht und für Telefone mit kleinen Displays und geringer Funktionalität konzipiert ist. Sie adressiert damit zwar nicht die heute im Highend-Segment angesiedelten Smartphones, macht aber das Problem von Symbian deutlich. Das OS erreicht derzeit nur relativ wenige der insgesamt weltweit verkauften Mobiltelefone.

Übernahmegerüchte Beim finnischen Handy-Marktführer Nokia sind offenbar Überlegungen im Gange, den Handheld-Hersteller Psion zu übernehmen. Aus Sicht des finnischen Konzerns würde diese Akquisition Sinn geben, um an die Symbian-Anteile von Psion zu kommen. Symbian ist ein Konsortium, an dem neben Nokia und Psion Panasonic, Samsung, Siemens, Ericsson sowie Sony-Ericsson beteiligt sind. Das Joint Venture lizenziert mit "Symbian" ein Betriebssystem, das speziell für Smartphones entwickelt ist. Durch eine Akquisition von Psion, das mit 31,1 Prozent an Symbian beteiligt ist, würde Nokia die Mehrheit an dem Konsortium erlangen und könnte die Geschicke von Symbian stärker beeinflussen. Die Finnen halten momentan 32,2 Prozent des Unternehmens.

Um wachsen zu können, muss Symbian also versuchen, mit seinem Betriebssystem die eigenen Gesellschafter zu überzeugen. Wood sieht dafür durchaus Chancen. Seiner Meinung nach wird das Joint Venture in ein bis zwei Jahren auch stark im Midrange-Bereich vertreten sein, weil die Kunden dann im mittleren Preissegment Geräte mit dem Funktionsumfang heutiger Highend-Produkte forderten. Damit werde der Weg in große Marktvolumen frei. "Außerdem dürften immer mehr Nutzer wegen der besseren Sprachqualität sowie integrierter Organizer- und Datenanwendungen von PDAs auf Smartphones umsteigen", glaubt Wood.