CW: Wie sieht denn das künftige Geschäftsmodell von Gold-Zack als Investmentgruppe aus?
Stolorz: Wir werden uns auf drei Säulen stützen. Die erste ist das klassische Beteiligungsgeschäft, das wir – wenn auch nicht mehr in dem Maße wie bisher – fortführen werden. Das zweite und in Zukunft wahrscheinlich wichtigere Standbein würde ich mit dem Begriff Equity-Beratung und -Dienstleistung umschreiben. Also alles, was mit den Themen Emissions- und M&A-Beratung, Finanzierung, Fondsmanagement sowie Privatplatzierungen zu tun hat. Wir wollen uns als eine der führenden Investmentgruppen für den Mittelstand in Europa positionieren, die auf allen Ebenen der Wachstumsfinanzierung tätig ist.
Ich sage noch einmal: Wir stehen in Folge des Steuerentlastungsgesetzes, das Beteiligungsverkäufe steuerfrei stellt, vor dramatischen Umwälzungen in der deutschen Unternehmenslandschaft, insofern schreit der Markt geradezu nach solchen Dienstleistungen. Dritter Aspekt unserer künftigen Tätigkeit wird ein spezieller Servicebereich sein, der sich unter anderem mit Dingen wie der Verwaltung von Namensaktien oder der Organisation von Hauptversammlungen beschäftigt.
CW: Das Profil, das Sie eben skizziert haben, klingt wie eine Kampfansage an alle: die Corporate-Finance-Abteilungen der Banken, die großen Investmenthäuser à la Merrill Lynch oder Goldman Sachs sowie die klassischen VC-Gesellschaften. Übernehmen Sie sich dabei nicht, zumal viele der eben genannten Gesellschaften derzeit gerade Tausende von Mitarbeitern entlassen?
Stolorz: Ich maße mir nicht an, Gold-Zack mit Merill Lynch zu vergleichen. Und wenn die großen US-Investmenthäuser derzeit Überkapazitäten abbauen, hat das auch keine Aussagekraft für unser Geschäftsmodell. Wir fokussieren uns, wie schon erwähnt, auf mittelständische Unternehmen, außerdem halten wir neben der IT-Branche auch Beteiligungen in den Sektoren Biotech, Healthcare, Finanzdienstleistungen und Handel. Insofern sind wir mit unserem Portfolio breit aufgestellt.
Das Gleiche mache ich auch für unser Serviceangebot geltend, mit dem wir uns meines Erachtens erfolgreich vom Wettbewerb differenzieren können. Wir bieten unseren Portfoliofirmen mehr als ein Venture Capitalist oder eine klassische Investmentbank, liefern die Organisations- und Strategieberatung, kümmern uns um die Finanzierung, fungieren als interner Dienstleister und erledigen die Finanzierung. Insofern kann man das mit der Kampfansage durchaus stehen lassen.
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass sich der Equity-Markt weiter verändern wird. Ich erwarte beispielsweise, dass sich neben den genannten Wettbewerbern auch neue Anbieter formieren, etwa die großen Beratungshäuser wie Accenture, die zunehmend das Finanzierungsthema entdecken. Es hat übrigens auch in der Vergangenheit gute Business-Chancen für vermeintlich kleine Investmenthäuser gegeben. Schauen Sie sich nur die Entwicklung am Neuen Markt an: Die großen Banken haben erst dann gemerkt, dass sich mit Börsengängen kleinerer Technologiefirmen Geld verdienen lässt, als es ihnen Häuser wie Gold-Zack und Knorr Capital erfolgreich vorexerziert hatten.
CW: Knorr Capital ist ein gutes Stichwort: Bei ihrem Münchner Konkurrenten kam es unlängst zu Firmenwertberichtigungen, die das Ergebnis stark belasten. Es gibt diesbezüglich auch Spekulationen, was Ihr Haus angeht – auch im Hinblick auf finanzielle Engpässe.
Stolorz: Es gibt bei uns keine finanziellen Engpässe. Durch ein Joint Venture mit einem amerikanischen Partner sind wir einer der wenigen, die in dieser Situation überhaupt eine Exit hinbekommen haben. Wir haben bereits in unserem Neunmonatsabschluss erhebliche Wertberichtigungen vorgenommen, so dass ich an diesem Punkt entspannt sein kann.
CW: Sehen Sie überhaupt noch eine Perspektive für den Neuen Markt, nachdem die Anleger dort durch Pleiten und Kursabstürze ins Bodenlose mehr als ernüchtert wurden?