Berufsbild Softwaretester

Softwaretester sorgen schon im Konzept für Qualität

22.10.2010
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Gründlich, genau, analytisch

Jörg Kaden, Intershop: "Unsere Tester sind von Beginn an in die Projekte eingebunden."
Jörg Kaden, Intershop: "Unsere Tester sind von Beginn an in die Projekte eingebunden."
Foto: Intershop

Bei Intershop hat sich der Wandel bereits vollzogen. "Bevor auch nur eine Codezeile geschrieben ist, beschäftigen sich die Tester mit dem Konzept", sagt Jörg Kaden, Leiter der Qualitätssicherung beim Hersteller von E-Commerce-Lösungen mit Sitz in Jena. Seine Mitarbeiter aus der Qualitätssicherung prüfen die Papiere, ob sich die Idee auch wie geplant umsetzen lässt. Falls nicht, schreiten sie sofort ein, was dem Unternehmen viel Geld spart. Je früher ein Fehler im Entwicklungsprozess gefunden ist, umso weniger kostet es, ihn zu beseitigen.

Parallel zur Entwicklung laufen White- und Black-Box-Tests. In den zuerst genannten geht es darum, die Quellcodes durchzulesen. "Das ist Handarbeit von sehr erfahrenen Entwicklern", sagt Kaden. In Black-Box-Tests werden die Funktionen aus dem Pflichtenheft überprüft. "Bei einem Release-Wechsel geschieht das automatisiert über Tools, bei einem neuen Produkt finden die Tests manuell statt." Die Tester in diesem Bereich müssen sich nicht nur in der Programmierung auskennen. Sie sollten zudem die Branche verstehen, in der die Applikation zum Einsatz kommt." Zur Endabnahme wird das Programm an den Support übergeben.

Bei Kaden im Team arbeiten zwölf Softwareingenieure. "Im Idealfall sind es Informatiker, Ingenieure oder Naturwissenschaftler mit IT-Kenntnissen", sagt Intershop-Personalleiter Michael Meng. Mit zunehmender Berufserfahrung driften sie aber immer weiter auseinander. Meng beschreibt erfahrene Softwaretester so: "Gründlich und genau, analytisch, sie denken lösungsorientiert und sind breiter aufgestellt als Entwickler." Der Personalchef von Intershop ist davon überzeugt, dass künftig mehr Softwaretester gebraucht werden als heute, und begründet das mit drei Argumenten: "Es gibt immer mehr Software, deren Komplexität nimmt zu, und die Ansprüche der Kunden an Qualität steigen."

Seht unterschiedlicher Bedarf

Bei der Software AG und Intershop ist das Verhältnis zwischen Entwicklern und Testern vergleichbar. Rein zahlenmäßig stehen je drei oder vier Entwickler einem Tester gegenüber. Die Datev in Nürnberg hat rund 1000 Entwickler, aber nur wenige reine Softwaretester. "Jeder unserer Entwickler ist selbst für die Qualität seiner Arbeit verantwortlich", sagt Karlheinz Allgeyer, verantwortlich für Software-Engineering und Basissoftware.

Dass es kaum reine Tester gibt, hat bei den Franken auch mit den Produkten zu tun: Das Unternehmen hat zwar 250 unterschiedliche Anwendungen, doch vollständig neu werden die Programme nur etwa alle zehn Jahre geschrieben. "Dazwischen führen aber gesetzliche Änderungen zu häufigen Release-Wechseln, auch mehrmals jährlich." Die Software der Datev kommt überwiegend bei Steuerberatern und Rechtsanwälten zum Einsatz. Die Tests neuer Release-Versionen laufen mittels Tools automatisch oder werden von speziell qualifizierten Entwicklern realisiert.