So optimieren Sie die Bestandsführung

Software bringt Schwung ins Lager

01.12.2004
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Heiko Zimmermann, Projektleiter Operative Logistik in der Häring Logistik GmbH & Co.KG in Straubing (450 Mitarbeiter), hingegen setzt auf ein spezialisiertes Lagerverwaltungssystem - das Betriebsleitsystem FUX des Anbieters Gepasystem. „Als Dienstleister für die unternehmensinterne Logistik sehen wir das Optimierungspotenzial von IT im Lager vor allem in der integrierten Unterstützung des Materialflusses vom Wareneingangslager über die Produktion bis hin zum Versand inklusive aller internen Werksverkehre“, erklärt er. Zimmermann leitet ein Projekt in der Automobilzulieferbranche. „Dort wussten die Mitarbeiter in der Produktion in der Vergangenheit häufiger nicht genau wo die Ware stand, die sie als Nächstes verarbeiten sollten, und häufig mussten dann Staplerfahrer anhalten, um Arbeitsaufträge zu erteilen“, schildert er den Ausgangszustand. Hier sollte Abhilfe geschaffen werden mit einem Softwaresystem, das zum einen eine Stellplatzanzeige und zum anderen ein Staplerleitsystem beinhaltet. Daneben sollte es die Produktionsentsorgung und die Buchung der Warenausgänge unterstützen. Konkrete Herausforderungen waren dabei einerseits große Warenmengen und andererseits eine große Vielfalt von Artikeln.

Innerhalb von zwei Monaten wurde das System gemeinsam mit dem Logistiksoftware- und Beratungshaus Gepasystem implementiert. Heute werden die Materialien am Wareneingang mit Barcodes ausgezeichnet und eingelesen. Damit sind die Bestände in der Lagerwirtschaft von Gepasystem und in dem ERP-System Baan (Version) erfasst. Wenn heute ein Produktionsmitarbeiter Material anfordert, erhält der Staplerfahrer per Funk eine Mitteilung auf seinem Display, die ihm sagt, welche Materialien wo abzuholen und wohin zu bringen sind. Durch das Scannen der Barcodes an Lagerplätzen, Materialbehältern und Produktionsstellen weiß das System ständig, wo sich die Ware befindet. Mit dieser Lösung wurden die Suchzeiten in der Produktion des Kunden von Häring um 80 Prozent gesenkt. Außerdem konnte der Staplereinsatz so optimiert werden, dass Häring mit der gleichen Mannschaft zusätzliche Leistungen erbringen kann.

Die Alpha Tonträger Vertriebs GmbH in Erding ging bei der Softwareauswahl ganz andere Wege: Der hochspezialisierte Distributionsdienstleister unterstützt seine Geschäftsprozesse mit eigenentwickelter Warenwirtschaftssoftware - und bindet dabei mobile Endgeräte per GPRS und WLAN ein. „Möglichst wenig Ware am Lager, aber möglichst hunderprozentig lieferfähig sein“ - das sind die Anforderungen, mit denen der EDV-Verantwortliche Peter Korbl sich auseinander setzen muss. „Die Hit- CDs und -DVDs, die wir vertreiben, sind leicht verderbliche Ware.“

Ein Hit von gestern verkauft sich nicht und blockiert Regale und Lagerplatz. Deshalb sind die Bestände so geplant, dass sie für ein bis zwei Tage reichen.

Tempo ist Trumpf in diesem Geschäft - auch in der Kommissionierung. Alpha setzt hier auf WLAN-Technik und Handhelds der Firma Intermec. Mit den mobilen Endgeräten rufen die Kommissioniererinnen Pick-Listen mit jeweils rund 50 Bestellungen ab. Damit geht die einzelne Mitarbeiterin durch das Lager und stellt die Waren für die Lieferungen zusammen. Anschließend werden die Produkte in einer 20 Meter langen Sortiermaschine automatisch mit Preisen ausgezeichnet, auf die einzelnen Lieferungen verteilt und anschließend verpackt. Diesen Prozess durchlaufen täglich zigtausende von Tonträgern.

Gesteuert wird das Ganze durch eine selbst geschriebene Visual- Basic-basierte Software. Sie läuft in Verbindung mit einer DB2/400-Datenbank auf einem I-Series-Server von IBM. „Es ist die Politik unserer Geschäftsführung, dass wir unseren Kernprozess auch auf der IT-Seite in Eigenregie betreiben, damit wir flexibel und unabhängig sind“, erklärt Korbl. „Wir arbeiten permanent an der Weiterentwicklung unserer Geschäftsabläufe, um unseren Kunden auch in Zukunft qualitativ hochwertige Dienste zu bieten.“ Fünf der insgesamt 450 Mitarbeiter des Unternehmen kümmern sich deshalb ausschließlich um die IT, die den gesamten Wertschöpfungsprozess unterstützt - von der Bestellaufnahme mit dem Handheld bis hin zur Rückmeldung der Sortiermaschine nach Abschluss der Kommissionierung des Auftrags und zur elektronischen Rechnungsstellung.