Andreas Resch

"Software als Produkt ist extrem unreif"

16.07.2007

Unorganisierte Anwender

RESCH: Ich empfinde die Unorganisiertheit der Anwender jenseits der an Herstellern orientierten User Groups als sehr schmerzlich. Das Fachwissen ist da und die Macht, Einfluss auf Standards zu nehmen, eigentlich auch. Da müssten wir mehr tun vor allem in Deutschland. Wenn Sie so wollen, sind wir an der Stelle als Anwender noch genauso unreif wie die Produkte, die wir einsetzen.

CW: Wie lange werden die Anwender den Softwareherstellern noch die hohen Gewinnmargen erlauben? Ist das etwas, was sich erst mit einer geringeren Abhängigkeit erträglicher gestalten wird?

RESCH: Der Unterschied zwischen den Margen der Softwareindustrie und anderen Branchen ist unglaublich groß. Natürlich gilt das nicht für alle Anbieter, es gibt viele, vor allem kleinere, die nur auf Kosten extremer Selbstausbeutung überleben können. Aber es gilt für die großen Player. Wenn sie mal die Gewinnmargen der Großen anschauen wie Microsoft, Oracle, Adobe, SAP, Symantec rangieren die zwischen 30 und 40 Prozent. Selbst verglichen mit meiner gegenwärtigen Branche Chemie/Pharma ist das unfassbar, vom Automobilbau ganz zu schweigen. Im Kernbereich von Microsoft bei Windows und Office betragen die operativen Gewinnspannen 70 Prozent und mehr. Eine schlüssige Erklärung, warum es den Softwareanbietern weiterhin gelingen sollte, ihre Margen derartig hoch zu halten, gibt es nicht.

CW: Weil es sich die Kunden gefallen lassen?

RESCH: Das ist zu einfach ausgedrückt, aber natürlich erschwert die technische Abhängigkeit, Druck im klaren kommerziellen Sinne auszuüben. Etwas zugespitzt: Sklaven sind nun mal nicht so versiert in Tarifverhandlungen.