Produktivität der IT

Skaleneffekte werden überbewertet

18.06.2009
Von Thomas Gießen

Wie sich Komplexität reduzieren lässt

Das heißt allerdings nicht, dass Großunternehmen in puncto Homogenität kapitulieren müssen. Zwar ist nicht jeder Komplexitätstreiber wie beispielsweise Mehrsprachigkeit, Arbeitszeiten oder Fertigungstiefe eliminierbar; doch ist es durchaus möglich, deren Auswirkungen einzuschränken. So kann sich beispielsweise der IT-Einkauf zusichern lassen, dass die Hersteller für eine bestimmte Zeit baugleiche Geräte liefern. Solche "chargenreinen" Bestände senken den Support-Aufwand.

Im Unternehmen selbst sollte die IT die Anzahl der Plattformen konsequent reduzieren. Beispielsweise durch die strikte Regel, dass maximal je drei Desktop- und Notebook-Typen zur Auswahl stehen - wenn möglich, sogar noch weniger. Ausnahmen sind nur bei strengster Bedarfsprüfung zulässig. Benötigt beispielsweise die Entwicklung CAD-Rechner, dürfen diese auch nur dort eingesetzt werden, also nicht in den allgemeinen Auswahl-Pool einfließen. Rough Books (das sind besonders strapazierbare, beispielsweise feuerfeste oder wasserdichte Notebooks) bleiben dem technischen Außendienst mit extrem harten Anforderungen vorbehalten, Tablet-PCs den Vertriebsmitarbeitern im Feld, die von ihren Kunden direkt Unterschriften brauchen. Die eiserne Regel lautet: "Exoten" müssen im Unternehmen auch Exoten bleiben.

Die Voraussetzung dafür ist, dass die Fachseite mitzieht, dass sie den Willen zur Standardisierung teilt und bereit ist, auf liebgewordene Erbhöfe zu verzichten. Ein probates erzieherisches Mittel können prohibitive Preise sein: Für vom Standard abweichende Anforderungen wird ein deutlich höherer Zuschlag fällig. (qua)

Vorteile homogener Umgebungen

  • Bessere Service-Qualität: Im Problem-Management lassen sich Fehlerursachen einfacher bestimmen.

  • Effizientere Prozesse: Zum Beispiel muss bei baugleichen Geräten ein wegen Störung ausgetauschtes Gerät nicht mehr zurückgetauscht werden, woraus sich im Support ein geringerer Aufwand für Leistungsempfänger und Leistungserbringer ergibt.

  • Vereinfachte Testumgebungen: Das kommt bei der Softwareverteilung und bei Rollout-Tests zum Tragen.

  • Kostensenkung durch Skaleneffekt: Die Einkaufskonditionen werden günstiger, die Res-sourcenauslastung ebenfalls.