Shai Agassi: "Wir wollen für Kunden offen bleiben"

22.02.2002

CW: Gibt es auch Nicht-SAP-Kunden, die also nicht R/3 oder Mysap.com einsetzen, aber Portals für die Integration benutzen? Agassi: Es gibt zumindest Kunden, die nur einige hundert SAP-Anwender haben, aber mehrere tausend Portals-Lizenzen kaufen. Man kann es auch anders sagen: Die meisten Portals-Kunden kaufen mehr Portal-Lizenzen, als sie SAP-Anwender besitzen.

CW: SAP Portals hat mehrere tausend Kunden, SAP Markets aber nur rund 50 Marktplätze aufgebaut. Hat die Zusammenführung der beiden Töchterunternehmen auch etwas damit zu tun, dass SAP Markets nicht erfolgreich genug war? Agassi: Nein. SAP Markets hat außerdem 3000 Kunden für seine E-Selling und E-Procurement-Produkte. Außerdem verbinden die 50 Marktplätze viele Kunden, teilweise einige hundert. SAP Markets lief gut, und SAP Portals lief auch gut. Uns wird oft unterstellt, es gebe bei der Zusammenführung einen Gewinner und einen Verlierer. Aber in Wirklichkeit ist das eine Win-Win-Situation. Das neue Unternehmen ist kundengetrieben. Aus der Sicht der Anwender gibt dieser Schritt Sinn, und viele Kunden haben uns gefragt, warum wir das nicht schon früher getan haben.

CW: Immerhin hat man Sie als CEO ausgewählt. Agassi: Es ist auf meine Schultern gehoben worden. Ich wünschte, es wäre andersherum gewesen. Aber man hat mich gefragt, ob ich das machen wolle, und ich habe ja gesagt.

CW: Hasso Plattner ist also mit Ihrer Arbeit zufrieden. Agassi: Ich denke schon. Aber ich bin es nicht allein. Die Leute, die mit mir das Unternehmen lenken, sind keine Kinder. Denen brauche ich nicht zu sagen, wie sie ihren Job zu machen haben. Klaus Kreplin hat 25 Jahre Erfahrung, John Burke hat 20 Jahre Erfahrung. Viele sind routinierter als ich. Ich versuche, meinen Job zu tun, das ist alles.

CW: Wann werden Sie in den SAP-Vorstand aufsteigen? Agassi: Ich bin bereits im Produkt- und Technologie-Board, zusammen mit anderen Kollegen. Wir kümmern uns um neue Produkte und Technologien und treffen in diesem Bereich die notwendigen Entscheidungen. Wir haben die Arbeit neu aufgeteilt. Das Executive Board bei SAP kümmert sich um administrative Angelegenheiten wie Finanzen, rechtliche Dinge, Personal und diese Sachen. Daneben gibt es nun ein weiteres Board für das operative Geschäft, für die Produkte. In dieses gehen auch einige ehemalige Mitglieder des Executive Board. Insgesamt arbeiten darin zehn Leute. Ziel ist es, dass wir die Hälfte des Geschäfts lenken. Das ist die neue Struktur.

CW: Dann können Sie mir sagen, welche neuen Produkte es künftig geben wird? Agassi: Sie wollen, dass man mich jetzt schon wieder aus dem Produkt- und Technologie-Board herauswirft?