Shai Agassi: "Wir wollen für Kunden offen bleiben"

22.02.2002

CW: Worin liegt Ihr Hauptinteresse: im Lizenz- oder im Serviceumsatz? Portale sind ja häufig sehr projektintensiv und mit e-SAP ist auch ein Serviceunternehmen in SAP Portals aufgegangen. Agassi: Am Ende erzielt man mit Lizenzen 99 Prozent Gewinn. Ich will das Unternehmen sehr profitabel machen, also ist der Lizenzumsatz wichtiger als der Serviceumsatz. Unser Geschäftsmodell ist auch nicht auf Service ausgelegt. Wir erwarten in diesem Jahr die Installation von rund 2000 Portalen und BI-Lösungen. Wir haben aber nur 400 Servicemitarbeiter. Das ist nicht unser Geschäft. Das überlassen wir unseren Partnern, von denen wir allein in Europa 250 haben. Das ist ein riesiges Ökosystem.

CW: Also verfolgen Sie mit SAP Portals und SAP Markets das gleiche Geschäftsmodell wie die Mutter SAP? Agassi: Natürlich, das hat schließlich schon einmal gut funktioniert. Aber es gibt schon einen Unterschied: Wir wollen nicht unseren Technologiefokus verlieren, also nicht nur Anwendungen ohne die darunter liegende Technik verkaufen. Das ist sehr wichtig. Aber auch das Vertrauen in unsere Partner ist wichtig. Wir müssen den Know-how-Transfer sicherstellen, durch Schulungen und Ähnliches, und so dafür sorgen, dass die Qualität stimmt.

Man kopiert nicht einfach ein Erfolgsmodell, sondern lernt davon. Hierzu gehört auch, dass wir so offen wie möglich für andere bleiben wollen - auch für Wettbewerber. Wir haben es heute mit sehr verflochtenen Geschäftsbeziehungen zu tun. Mein Mitbewerber heute kann morgen mein Partner sein. Wir befinden uns in einer sehr viel komplexeren Welt als früher.

CW: Sie haben jetzt aber, nach der Zusammenführung mit SAP Markets noch mehr, viele eigene SAP-Produkte im Portfolio. Macht das die Partnerbeziehungen schwerer? Agassi: Wir sind offen. Ich habe das unseren Partnern immer wieder versichert. Ich habe wer weiß wie viele Mails an Larry Ellison und Tom Siebel geschrieben. Wir können ein sehr guter Partner für diese Anbieter sein. Und sie sind für diesen Gedanken offen. Aber wir sind nicht auf diese Unternehmen angewiesen. Wir müssen nicht auf Siebel warten, um deren Software in die unsere zu integrieren. Leichter für sie und für uns ist es aber, wenn sie mit uns zusammenarbeiten.

CW: Haben Sie schon Adapter für Siebel? Agassi: Wir haben Unifyer für viele Produkte: Siebel, Peoplesoft, i2, Oracle Applications, alle Datenbanken, alle großen EAI-Anbieter.

CW: Gibt es Kunden, die diese Produkte bereits mit Portals integriert haben? Agassi: Ja. Zum Beispiel Tektronics. Sie haben alle Software im Einsatz, die es gibt: Peoplesoft, Siebel, SAP, Baan - alles.