Gebrauchtsoftware

Second-Hand-Lizenzen - raus aus der Schmuddelecke

09.03.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Nähe zu Microsoft tut nicht gut

Selbst Partner, die in der Vergangenheit eng auf Tuchfühlung mit Microsoft im Markt agierten, gehen auf Distanz zum Softwarekonzern. So hat der Münchner Händler USC seinen Partner-Status aufgegeben. "Bei einigen Lizenzgutachten haben wir festgestellt, dass die Nähe zu Microsoft eher nachteilig war", räumt USC-Geschäftsführer Peter Reiner Probleme mit Kunden ein. Anwender, die eine Unterlizenzierung mit Gebrauchtsoftware korrigieren wollten, seien wegen der engen Kontakte von USC zu Microsoft ungern gekommen. Darüber hinaus habe es auch Druck von Microsoft gegeben, das Geschäft mit Gebrauchtsoftware passe nicht zum Status als Software-Asset-Management-Partner (SAM).

Mittlerweile laufe die Lizenzberatung unabhängig von Microsoft, berichtet Reiner. USC könne Anwender in Sachen Lizenzen nach ISO-Norm beraten. Das habe den Vorteil, den Kunden auch Nischen und Möglichkeiten aufzeigen zu können, die ihnen ein Microsoft-SAM-Gutachten beziehungsweise ein Microsoft-Partner so nicht sagen würde. Ein Softwarehersteller wolle in erster Linie neue Lizenzen verkaufen.

Reiner beurteilt die Rolle der Softwarehersteller kritisch. Vor einem Jahr habe es noch einen Dialog gegeben, mittlerweile tendierten die Anbieter jedoch eher dazu, den Gebrauchthandel als illegal abzustempeln. Der USC-Geschäftsführer befürchtet, dass sich die Fronten weiter verhärten könnten. Microsoft verbiete in den AGBs seiner aktuellen Verträge den Weiterkauf. Gelangten diese Verträge in einigen Jahren in den Second-Hand-Markt, seien Auseinandersetzungen programmiert.

Die Experton-Group ist dennoch davon überzeugt, dass sich der Gebrauchtmarkt weiterentwickeln wird. Die Händler seien Juristisch bestens präpariert und ihre Partnernetze erweiterten sich. Mittlerweile kooperierten schon etliche große Systemhäuser und Dienstleister mit den Lizenzhändlern, um ihr eigenes Portfolio auszubauen. Die Diskussionen um die rechtlichen Aspekte würden zwar anhalten, aber mehr in den Hintergrund treten. Wenn sich Microsoft sicher wäre, dass der Gebrauchthandel unrechtmäßig sei, dann würden sie ihn unterbinden.