Schwierige Mitarbeiter haben oft schwierige Chefs

01.10.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

"In jedem Unternehmen gibt es problematische Mitarbeiter, die nur schwer zu motivieren sind", meint Nigel Nicholson. Zunächst empfiehlt er einen Perspektivwechsel. Vorgesetzte sollten ihre Mitarbeiter nicht als Problem betrachten. "Jeder ist motiviert", so die Einschätzung des Professors, selbst wenn nicht alle die gleiche Begeisterung für ihren Beruf aufbringen wie für ihre Hobbys. Auch der Arbeitsplatz könne demotivierend sein, gibt Nicholson zu bedenken und ermutigt Führungskräfte, die Lösung direkt beim Mitarbeiter zu suchen. "Meine Methode basiert zwar auf Einfühlung, aber sie ist alles andere als weich. Der Manager muss in einer schwierigen Situation die Führung übernehmen."

Vorgesetzte sind Teil des Problems

Der Arbeitsalltag sieht oft anders aus. Viele Vorgesetzte ignorieren die Schwierigkeiten oder feuern die unliebsamen Angestellten, so die Beobachtung des Londoner Professors. Nicholson hat eine eigene Methode entwickelt, wie sich diese Personen wieder integrieren lassen. Als ersten Schritt empfiehlt er eine Analyse der Situation. Dazu sollte sich der Vorgesetze ein genaues Bild des Angestellten machen und beispielsweise fragen, ob es private Gründe für das mangelnde Engagement gibt: "Haben Sie Ärger daheim?" oder ob es in der Vergangenheit Unternehmensentscheidungen gab, die den Mitarbeiter frustriert haben. Zur Analyse gehört auch, dass sich die Führungskraft fragt, in welcher Weise ihr eigenes Verhalten die Person frustriert hat.

In einem zweiten Schritt überlegt sich der Manager eine Strategie, welche Aufgaben etwa geeigneter für den Angestellten sind und plant ein Gespräch. Dort schildern beide Seiten ihre Sicht der Situation und entwickeln Lösungsvorschläge. Die dritte Phase beschäftigt sich mit der Umsetzung. Das kann heißen, dass der Angestellte in eine andere Arbeitsgruppe wechselt, deren Aufgaben ihn mehr motivieren. Finden die Kontrahenten keine einvernehmliche Lösung und neue Arbeitsbasis, bleibt nur die Kündigung.

Nicholson räumt ein, dass seine Methode Zeit erfordert und eine Lösung nicht immer garantiert. Welchen Schwerpunkt Führungskräfte bei der Konfliktlösung auch setzen - sie brauchen Fingerspitzengefühl und den Mut, in einem offenen Gespräch mit dem Mitarbeiter Farbe zu bekennen. Sie sollten bei aller Kritik an ihrem schwierigen Kollegen nicht vergessen, dass sie selbst Teil des Problems sind.