Schafft EMC mit neuer Technik das Comeback?

19.02.2002
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Von der Partnerschaft Dell-EMC werden beiden Seiten profitieren, prognostiziert Deuschle. Dell sei es bislang trotz verschiedener Versuche nicht gelungen, im Enterprise-Storage-Geschäft Fuß zu fassen. Diese Lücke lasse sich durch die EMC-Systeme schließen. EMC auf der anderen Seite hätte den Wintel-Markt nicht allein knacken können.

Umsatz oder Stückzahl Je nach Betrachtungsweise gibt es im Geschäftssegment für Speichernetze unterschiedliche Marktführer. Rechnet man nach Stückzahlen, sichert sich Compaq laut einer Erhebung von Gartner die Krone mit einem Anteil von knapp 50 Prozent. EMC rangiert nach dieser Rechnung mit elf Prozent und einem deutlichen Abstand auf Platz drei. Ein Blick auf die Umsätze bietet jedoch ein ganz anderes Bild: Hier liegt EMC laut den Zahlen von International Data Corp. (IDC) mit etwa 39 Prozent klar in Front. Compaq muss sich mit etwa 14 Prozent mit Rang drei begnügen. Beide Unternehmen versuchen ihre Rechnungen zu rechtfertigen. Die meisten Industrien berichten in Stückzahlen, erklärt Gary Wright, Director Enterprise Storage Marketing bei Compaq. Das gebe einen realistischeren Eindruck, weil man daran die Zahl der erreichten Kunden ablesen könne. Diese Sichtweise kann EMC-Deutschland-Chef Wolfgang

Kroh nicht nachvollziehen: „Wir rechnen klar nach Umsatz. Das ist für uns die entscheidende Größe.“ Die Compaq-Zahlen seien mit viel Vorsicht zu genießen. Der Hersteller rechne hier jede Festplatte in NT-Servern mit dazu, kritisiert EMC-Marketing-Leiter Malte Rademacher die Zählweise der Konkurrenz. Das seien Marktsegmente, in denen EMC überhaupt nicht mitspiele. Ein anderer Vergleich sei die Zählart: „Wenn man in den Supermarkt geht und Bier kauft, zählen wir den Kasten und Compaq die Flaschen.“ Ein Kunde kaufe auch nicht ein Storage Area Network (SAN) nach Stückzahl, sondern eine Speicherlösung.

Allerdings gibt es laut Deuschle noch einige kritische Punkte zu klären. Dell sei beispielsweise momentan noch nicht in der Lage, den gleichen Service-Level wie EMC zu erbringen. Doch genau das erwarteten die Kunden in diesem Enterprise-Segment. Hier werde der Speicherspezialist seinem Partner noch einige Nachhilfestunden geben müssen.

Intern trägt EMC der überarbeiteten Unternehmenstruktur durch eine neue Aufteilung der Business-Units Rechnung. So werde es künftig nur mehr Einheiten für Hardware, Software und Services geben. Früher war alles etwas vermischt, gibt Malte Rademacher zu. Es habe Clariion- und Symmetrix-Engeneering sowie eine NAS- und eine SAN-Group und diverse andere "Biotope" gegeben. Die neue EMC-Organisation müsse schlagkräftiger werden, fordert der EMC-Marketing-Leiter.

Kroh rechnet damit, dass die Umstrukturierung im Sommer abgeschlossen sein wird. Dann soll auch die anvisierte Mitarbeiterzahl von weltweit insgesamt 19000 erreicht sein. In Deutschland arbeiten momentan 850 EMC-Angestellte. Es werde hier bei den bislang ausgesprochenen 150 Kündigungen bleiben, erklärt der Deutschland-Chef. "Ich hoffe, dass wir bald wieder einstellen können."