S/4HANA Cloud und ONE Support

SAPs Cloud soll intelligenter werden

13.02.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
SAP baut weiter an seinem Cloud-Angebot. Neben neuen Ausprägungen und Funktionen für die ERP-Suite S/4HANA trimmt der Softwarekonzern auch seinen Support stärker auf ein einheitliches Angebot.

SAP hat offengelegt, wie es mit seiner Cloud-ERP-Suite S/4HANA weitergehen soll. Die Verantwortlichen sprechen von einem "intelligenten Next-Generation-ERP-Paket". Dafür sollen künftig Machine-Learning-Funktionen zum Kernbestandteil der Lösung gehören, erläutert Sven Denecken, Senior Vice President für die Bereiche Product Management, Co-Innovation and Packaging S/4HANA bei SAP. Verbesserte Analytics-Funktionen sowie digitale Assistenten sollen Anwender bei der Bedienung ihres ERP-Systems unterstützen.

SAP
SAP
Foto: Profit_Image - shutterstock.com

Mit S/4HANA seien Anwenderunternehmen in der Lage, ihre digitale Transformation schneller voranzutreiben, verspricht SAP. Mehr Transparenz und Automatisierung sowie eine bessere Qualität würden dafür sorgen, dass sich Prozesse effizienter abwickeln ließen. Die in HANA integrierte In-Memory-Technik sorge dafür, dass Anwender die von ihnen benötigten Daten immer schnell verfügbar hätten.

S/4HANA in verschiedenen Ausprägungen

Mit S/4HANA Cloud könnten Anwender unternehmensweit mit einer gemeinsamen semantischen Datenstruktur sowie einem einheitlichen User-Interfece arbeiten, beschreibt SAP-Manager Sven Denecken die Vorteile des Systems.
Mit S/4HANA Cloud könnten Anwender unternehmensweit mit einer gemeinsamen semantischen Datenstruktur sowie einem einheitlichen User-Interfece arbeiten, beschreibt SAP-Manager Sven Denecken die Vorteile des Systems.
Foto: SAP Deutschland GmbH

SAP zufolge wird es künftig verschiedene Ausprägungen der S/4HANA-Cloud geben. Die S/4HANA Professional Services Cloud bringe Funktionen für ein End-to-end Projektmanagement mit. Mit der S/4HANA Finance Cloud erhielten Unternehmen eine einfach zu nutzende Lösung für ihre Finanzabteilungen, die darüber hinaus Funktionen für den Einkauf und das Order-Management beinhalte. Diese Offerte richtet sich SAP zufolge an große Unternehmen und ihre Niederlassungen. SAP-Manager Deneken spricht in diesem Zusammenhang von Unternehmensgrößen ab 1500 Mitarbeitern. S/4HANA als gemeinsame Basis biete den Vorteil, dass Nutzer über das gesamte Unternehmen hinweg - im Hauptquartier wie in den Zweigstellen - mit der gleichen semantischen Datenstruktur und dem gleichen User Interface arbeiten könnten, erklärt Denecken. Er verweist darüber hinaus noch auf eine Version für den Bereich Manufacturing. Die S/4HANA Enterprise Management Cloud kombiniert die Funktionalität der Professional-Services- und Finance-Cloud-Lösung.

SAP sieht sich mit seiner Lösung dem Wettbewerb gegenüber im Vorteil. Als Marktführer habe man zusammen mit anderen neuen Cloud-Anbietern die ersten ERP-Cloud-Lösungen entwickelt, sagte Darren Roos, President von SAP S/4HANA Cloud. "Während viele Cloud-Anbieter technisch dort stehengeblieben sind, hat SAP in das Cloud-ERP der nächsten Generation investiert." Zusammen mit SAPs Prozess-Know-how bereite S/4HANA Cloud den Weg für eine ganz neue Generation von intelligenten ERP-Systemen in der IT-Wolke.

Intelligente Assistenten für die Cloud-Einrichtung

Künftige Erweiterungen seines Cloud-ERPs will SAP im Rahmen von vierteljährlich ausgelieferten Updates herausbringen. Um die Implementierung dieser Updates zu vereinfachen, soll es Setup-Assistenten geben. Mit Hilfe von Machine Learning und Künstlicher Intelligenz (KI) sollen diese Assistenten den Kunden durch vordefinierte und einfach einzustellende Parameter bei der Cloud-Einrichtung unter die Arme greifen. Darüber hinaus will SAP die Integrationsmöglichkeiten seiner Cloud-Lösung ausbauen. Das betrifft die Verbindung zu anderen Cloud-Angeboten, aber auch die Integration mit anderen Applikationen und Legacy-Systemen über Application Programming Interfaces (APIs). Die SAP-Verantwortlichen kündigten ferner an, Kassenbücher im Cloud-ERP mit Blockchain-Funktionen erweitern, und auch die Funktionen rund um das Internet of Things (IoT) ausbauen zu wollen. Partner sollen in die Lage versetzt werden, die Cloud-Lösung an lokale Märkte anpassen sowie Branchenerweiterungen entwickeln zu können.

Ein intelligentes ERP-System aus der Cloud bildet den Dreh- und Angelpunkt in SAPs Softwarestrategie. Der Markt werde sich schnell in diese Richtung weiterentwickeln, ist sich Denecken sicher. Kunden könnten damit eine höhere Innovationsgeschwindigkeit erzielen. Der SAP-Manager spricht in diesem Zusammenhang von Einführungszeiten in Wochen. Hinsichtlich des Cloud-Geschäfts beruft sich der größte deutsche Softwarekonzern auf Zahlen der Marktforscher von IDC. Demzufolge soll der weltweite Markt für Software-as-a-Service (SaaS) in den kommenden Jahren um jährlich durchschnittlich 17 Prozent zulegen, von 47,4 Milliarden Dollar 2015 auf 103,9 Milliarden Dollar im Jahr 2020.

Deutsche Unternehmen fremdeln mit der Cloud

Allerdings gibt es in der Cloud-Adaption regional deutliche Unterschiede. Denecken zufolge ist angloamerikanische Raum hier weit voraus. Daher werde sich SAP mit seinen Cloud-Offerten auch zunächst auf diese Märkte fokussieren. Es gelte, an dieser Stelle zu priorisieren, sagt der SAP-Manager. Das heiße allerdings nicht, dass man andere Märkte vernachlässige, relativiert Denecken. Auch in Deutschland werde das Wachstum in Sachen Cloud kommen, allerdings etwas später.

Erst kürzlich hatte die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) in ihrer jüngsten Investitionsumfrage festgestellt, dass die Kunden in Sachen Cloud hierzulande eher zurückhaltend agierten. Hauptinvestitionen würden in diesem Bereich kaum getätigt, hieß es seitens der Anwendervertretung. Anwender hinterfragten Investitionen in die Cloud sehr genau hinsichtlich Integrationsaufwand und Mehrwert, schilderte der DSAG-Vorstandsvorsitzende Marco Lenck die aktuelle Herangehensweise der Unternehmen an die Cloud. Dazu komme, dass die SAP-Cloud hinsichtlich der Lizenzierung längst nicht so flexibel sei, wie die Anwender sich das wünschten. Von einem schnellen Dazu- und Abschalten von Ressourcen könne keine Rede sein, sagte Lenck, und forderte im gleichen Atemzug mehr Flexibilität von seinem Cloud-Softwarelieferanten.

ONE Support umfasst ganze SAP-Cloud

Auch wenn in Sachen Cloud-Lizenzmetriken die Fronten verhärtet scheinen, tut sich zumindest im Bereich Support etwas. SAP hat angekündigt, den Umfang seines ONE-Support-Programms zu erweitern. Der Konzern hatte diese Initiative im April 2014 gestartet. ONE Support ziele darauf ab, die Support-Angebote zu harmonisieren und die Komplexität in der Verwaltung hybrider IT-Landschaften zu senken, hieß es damals im Zuge der Ankündigung des erweiterten Support-Pakets. Anwender erhielten damit eine vereinheitlichte und konsistente Support-Basis für sämtliche Wartungsprozesse - unabhängig davon, ob sie On-Premise-, Cloud- oder hybride Infrastrukturen einsetzten.

SAP sehe die Notwendigkeit, Kunden in komplexen Umgebungen zu helfen, berichtete Jens Bernotat, Vice President Strategy, SAP Maintenance Go-to-Market. Aus Sicht des Managers soll ONE Support die Anwenderunternehmen bei ihrem Weg in die Cloud unterstützen. Mit dem neuen Angebot könne jedes Unternehmen selbst bestimmen, wie schnell es diesen Weg beschreiten möchte.

Silos behindern das digitale Business

Viele CIOs stünden derzeit vor der Herausforderung, eine stabile Basis für ihre geschäftskritischen Systeme sowie die damit integrierten neuen Cloud-Lösungen sicherzustellen, konstatieren die SAP-Verantwortlichen heute. Es sei teilweise ein schwieriger Balance-Akt, einen integrierten Support über die zunehmend komplexer werdende Prozesslandschaft hinweg zu bieten, zumal das Geschäft der Unternehmen immer stärker digitalisiert werde. "Strategisches digitales Business kann nicht in Silos laufen", sagt Bernotat. SAPs Ansatz bestehe darin, den Kunden dabei zu helfen, hybride Landschaften effizient zu betreiben.

Um dieses Versprechen einzulösen, hat SAP den Umfang von ONE Support erweitert. Das Angebot umfasst neben der Kernsoftware wie S/4HANA Cloud sowie der HANA Cloud Plattform (HCP) nun auch die flankierenden zugekauften Cloud-Lösungen Ariba, Concur, Fieldglass, Hybris und SuccessFactors. Durch die vielen Akquisitionen und den daraus resultierenden unterschiedlichen Support-Offerten sei der Support von Hybriden Landschaften komplex geworden, berichtet Bernotat.