Sapient

Sapient: Auferstanden aus Ruinen

13.10.2005
Von Hermann Gfaller

Muster an Firmenkultur

Die Fähigkeit des Unternehmens, sich in der Krise neu auszurichten, hat viel mit der Firmenkultur zu tun, für die die Gründer schon recht früh die entscheidenden Weichen stellten. Fraglich ist allerdings, ob diese Entscheidungen den vom lateinischen Wort für Weisheit (sapientia) abgeleiteten Firmennamen rechtfertigen. Eher auf Glück deutet die Interpretation von Chief Operating Officer Sheeroy Desai hin, wonach das Unternehmen gerade reich genug gewesen sei, um den Rückschlag überstehen, aber noch klein genug, um die tief greifenden Veränderung durchsetzen zu können. Auch war es eher ein günstiger Umstand, dass die Gründer sich nie von Wagniskapital abhängig machen mussten und so bei der Neuorientierung freie Hand hatten.

Die meisten Werte drehen sich um die Mitarbeiter. Eingestellt werden nur Hochschulabgänger, die nicht nur auf dem Stand der Technik, sondern auch in der Lage sind, mit Nichttechnikern zu kommunizieren und zu verhandeln. Jeder erhält einen Karriereberater, der in der Regel zwei Hierarchiestufen über ihm angesiedelt ist und ihm unabhängig vom Projektvorgesetzten zur Seite steht. Für Beförderungen allerdings braucht ein Sapient-Mitarbeiter gute Bewertungen von Vorgesetzten, Kollegen und Untergebenen. Stolz ist Oversohl darauf, dass er alle seine hundert Mitarbeiter in München und Düsseldorf persönlich kennt und sich von ihnen durchaus auch Kritik gefallen lässt. Darf man ihm glauben? Moore und Greenberg zumindest behaupten, dass niemand wegen eines schief gelaufenen Projekts gefeuert werde, sondern nur, wenn Fehlentwicklungen verschwiegen würden. Sie mäßen den Erfolg eines Projekts nicht nur am Geld. Offenheit, so die Leitlinie, schafft Vertrauen untereinander, aber auch beim Kunden. Einen Betriebsrat gibt es im Unternehmen nicht.