Jobbörsen

Recruiting auf allen Kanälen

03.04.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

"Das Geschäft läuft so gut wie nie"

Frank Hensgens, Stepstone: "Xing und Facebook sind keine ernst zu nehmende Konkurrenz für uns."
Frank Hensgens, Stepstone: "Xing und Facebook sind keine ernst zu nehmende Konkurrenz für uns."
Foto: Frank Hensgens, Stepstone

Deutlich mehr Jobangebote bieten die beiden größten Jobbörsen im Markt, nämlich Monster und Stepstone den Nutzern. Seit 2009 gehört die gesamte Stepstone-Gruppe zur Axel Springer AG. Mit rund 51.000 Jobs und fünf Millionen Besuchern im Monat zählt die Jobbörse hierzulande zu den Big Playern. "Das Geschäft läuft so gut wie nie", freut sich Frank Hensgens, Geschäftsführer Stepstone Central Europe. Nach drei schwierigen Quartalen haben sich seit Mai 2009 die Umsätze des Unternehmens wieder stabilisiert. Besonders im IT- und Ingenieurumfeld stieg die Zahl der Anzeigen deutlich. Hensgens zeigt sich selbstbewusst und zuversichtlich. Weder in den Online-Karriereseiten der Unternehmen noch in den sozialen Netzwerken sieht er eine ernst zu nehmende Konkurrenz für das eigene Geschäftsfeld: "Xing gibt es schon länger am Markt und ist keine Konkurrenz für uns, Facebook wird hauptsächlich privat genutzt."

Ähnlich optimistisch äußert sich Marcus Riecke, Geschäftsführer von Monster und Jobpilot in Deutschland und Zentraleuropa: "Seit einem Jahr haben wir die Rezession überwunden, und es geht wieder bergauf." Das in den USA gegründete Jobportal ist seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland aktiv. 2004 schluckte Monster die in Deutschland gegründete und etablierte Jobbörse Jobpilot. Nach den Plänen der Amerikaner sollte die Site Jobpilot ganz im Angebot von Monster aufgehen und Monster als einzige Marke online verfügbar sein. Doch daraus wurde nichts. Erstaunlicherweise finden Jobsuchende im Jahr 2011 immer noch Jobpilot im Netz. Zwar wurden die beiden Jobbörsen eng miteinander verzahnt, doch beliebte Funktionen von Jobpilot werden nach wie vor weiterentwickelt. Längst sind die Pläne vom Tisch, die erfolgreiche Jobbörse abzuwickeln. "Wir haben nicht vor, Jobpilot vom Netz zu nehmen", erklärt Riecke.

Auf Unterschiede zwischen dem deutschen, europäischen und amerikanischen Recruitment-Markt reagieren auch die Jobbörsen. Aus Gesprächen mit Kunden in den Personalabteilungen weiß Stepstone-Mann Hensgens, dass Personaler kaum Zeit haben, etwa in Xing systematisch nach interessanten Profilen zu fahnden: "Personalberater nutzen unsere Lebenslaufdatenbank und sicher auch Xing, um interessante Bewerber aufzuspüren. Dazu hat in den Personalabteilungen niemand Zeit."

Marcus Riecke, Monster/Jobpilot: "Mit semantischer Suche kommen Bewerber schneller an den Job."
Marcus Riecke, Monster/Jobpilot: "Mit semantischer Suche kommen Bewerber schneller an den Job."
Foto: Marcus Riecke, Monster Jobpilot

Monster-Geschäftsführer Riecke sieht die geschäftlich genutzten Netzwerke durchaus als Konkurrenz um die Gunst der Nutzer, doch das Gebiet seiner Jobbörsen sei klar umrissen: "Wir konzentrieren uns ganz auf das Online-Recruiting, das ist unser Kerngeschäft", sagt Riecke. Während es in England, Frankreich und den USA für Unternehmen selbstverständlicher sei, in den Lebenslauf-Datenbanken nach passenden Kandidaten zu suchen, dominiert in Deutschland die Jobanzeige. Mit zusätzlichen Angeboten wie Karriere- und Bewerbungstipps sowie Applikationen für Mobiltelefone und demnächst auch für das iPad sollen die Jobangebote bald auch mobil verfügbar sein. "Wir arbeiten daran, die Nutzerfreundlichkeit unserer Produkte zu verbessern. Mit einer semantischen Suche bieten wir demnächst eine neue Suchtechnik an, die den Stellensuchenden schneller die passenden Anzeigen aus unserem Angebot liefert", erläutert Riecke. Ein eigenes Business-Netzwerk möchte Monster nicht aufbauen.

In der Stepstone-Zentrale in Düsseldorf liegen ebenfalls keine Pläne in der Schublade, eine eigene Community aufzubauen, um den Business-Netzwerken die Kundschaft abzujagen. Stattdessen gehen gerade zusätzliche Serviceangebote ans Netz. Unter www.bewerbung.de können sich Interessierte ein komplettes Anschreiben zusammenstellen, eine Gehaltsinfo-Seite soll folgen. Auch mit Klassikern wie einem Job-Alert, einer E-Mail-Benachrichtigung, wenn ein neues, passendes Angebot eingeht, bindet die Jobbörse Bewerber an sich.