Paulaner-Brauerei

Paulaner-Brauerei: Wie Bierproduktion und Vertrieb in den Software-Fluss kommen

23.07.2002
Von Helga Ballauf

Die Münchner Traditionsbrauerei steht noch einer weiteren Herausforderung gegenüber: Als Teil der Bayerischen Brau Holding AG ist sie im März 2001 eine Kooperation mit dem niederländischen Heineken-Konzern eingegangen. Dieser gilt als drittgrößter Bierproduzent weltweit. "Ein global agierendes Unternehmen, das Ressourcen und Wissen bündeln will", berichtet Höhlein. Zentrale Strukturen und einheitliche Standards in einigen Bereichen seien die Folge dieser Ausrichtung, "Einflüsse, die auch auf uns wirken werden."

Vom Programmierer zum Hilfsarbeiter

In seiner Abteilung arbeiten derzeit 34 Beschäftigte, 25 von ihnen im IT-Kerngeschäft. Das umfasst das Rechenzentrum, die Netzpflege, die Anwendungsberatung, die Prozessorganisation sowie eine Stabsstelle, die sich um die zukunftsorientierte Anpassung von Unternehmens- und IT-Strategie bemüht. Zum Team gehören Betriebswirtschaftler und Ingenieure, Programmierer und Beschäftigte mit kaufmännischer Ausbildung. Wirtschaftsinformatiker Höhlein glaubt nicht, dass er angesichts der zunehmenden IT-Integration aller Geschäftsbereiche mit mehr Personal rechnen kann: "Die Qualifikationen der Mitarbeiter müssen wachsen."

Habe es in der Vergangenheit genügt, ein guter Programmierer zu sein, so werde künftig ein solcher Mitarbeiter, falls er auf Weiterbildung verzichtet, praktisch zu einer Art Hilfsarbeiter degradiert. "Jetzt muss jeder etwas vom Geschäfts- und Marktgeschehen verstehen und Projektarbeit in einer prozessorientierten Organisation beherrschen", betont Höhlein.

Anwendungsberater Seeger hat gerade neue Produktions-, Planungs- und Steuerungsmodule eingeführt, vom ersten Erproben über die Implementierung der gefundenen Lösung bis zur Schulung der Beschäftigten. Im Kernteam arbeitete er mit drei Kollegen aus Produktion und Abfüllung zusammen. Dazu kamen Fachleute aus Logistik und Betriebswirtschaft. "Es war eine sehr intensive Kooperation mit anderen Fachabteilungen", sagt er.

Dabei kam Seeger sein fundiertes Branchenwissen zugute, was ihm die nötige Akzeptanz schaffte. Nach einer Lehre zum Brauer und Mälzer studierte der 32-Jährige Brauereitechnologie an der TU Berlin. Er spezialisierte sich auf Logistik, Qualitäts-Management und IT-spezifische Herstellungsplanung. Ans Studium schlossen sich zwei Jahre in einer Unternehmensberatung an. Seeger lernte dort den Umgang mit Produktionsplanungs- und Steuerungssystemen auf SAP-Basis. Seine Kunden kamen aus der Pharmaindustrie: "In der Prozessindustrie - egal ob Arzneimittel oder Bier hergestellt werden - ähneln sich gewisse Fertigungsverfahren, so dass sich einschlägiges Grundwissen übertragen lässt."

Außerdem brauche ein externer Berater weniger branchenspezifisches Detailwissen als der hauseigene", meint der IT- und Brauereispezialist rückblickend. Seeger schwört auf das Prinzip Training-on-the-job: "Ich eigne mir im Team im Rahmen eines Projekts Fertigkeiten und Kompetenzen an, habe am Ende ein Erfolgserlebnis und kann das erlernte Wissen anwenden."

Weiterbildung im Projekt-Management