Outsourcing und die sieben Mythen

19.06.2007

2. Dienstleistungen sind wie Strom

Viele Unternehmen gehen davon aus, dass es beim Outsourcing keine oder nur geringe Reibungsverluste (Transaktionskosten) gibt. Die schlechte Nachricht: Zwischen der Beschaffung von Dienstleistungen und dem Einkauf von Druckerpapier gibt es Unterschiede. Allein die Suche nach dem passenden Partner sowie die Vertragsgestaltung gehen ins Geld. Auch der Übergang und die Synchronisierung der Arbeiten seien Posten, die nicht zu vernachlässigen sind - ganz zu schweigen von den Ausgaben, die zu Beginn der Flitterwochen gar nicht absehbar waren, sondern erst im Laufe der Beziehung "völlig unerwartet" angefallen sind.

3. Bombensichere Verträge

"Länger ist besser" gilt stets für die an der Vertragsgestaltung beteiligten Juristen, jedoch nur selten für Auftraggeber und Dienstleister. Die Wissenschaftler berichten von einem Vertrag einer britischen Behörde, der 1.200 Seiten umfasste, "um den Lieferanten zu kontrollieren". Um die Einhaltung des Vertrages zu kontrollieren und eventuelle Ansatzpunkte für eine Neuverhandlung zu finden, wurde ein spezieller Jurist angeheuert. Die Autoren der Studie bezeichnen die Tendenz, sich für jede Eventualität wappnen zu wollen, als Zeitverschwendung. Im Vertrag gehe es darum, die Rollen und Aufgaben der Parteien zu beschreiben und einen Prozess zu definieren, um Veränderungen umzusetzen.

Hinzu kommt, dass eine übertrieben intensive Vertragsgestaltung die Beziehung zwischen den Beteiligten schon in der Beta-Phase des Projekts belastet. Abgesehen davon kann bei einem derartigen Vertragskonvolut von Flexibilität keine Rede mehr sein: Wenn Veränderungen anstehen, müssen häufig neue Verträge abgeschlossen werden, weil sich die ursprüngliche Übereinkunft beim besten Willen nicht mehr anpassen lässt. Und welcher Manager hat die Zeit und die Muße, 1.200 Seiten zu lesen und zu verstehen, um sich über geeignete Maßnahmen Gedanken zu machen?