Unter die Lupe genommen

Oracle VM versus VMware ESX Server

18.06.2008
Von Björn Bröhl

Architektur von VMware ESX Server

Unter VMware gibt es immer einen Virtual-Center-Management-Server.
Unter VMware gibt es immer einen Virtual-Center-Management-Server.
Foto: Opitz

Die Architektur von VMware ist etwas übersichtlicher als die von Oracle, da es nicht möglich ist, verschiedene Dienste auf unterschiedliche Systeme auszulagern. Unter VMware gibt es immer einen Virtual-Center-Management-Server, der als Dienst auf einem Windows-Server zu installieren ist. Er ist für die zentrale Verwaltung aller Ressourcen zuständig. Das, was Oracle als Pool bezeichnet, wird bei VMware als Cluster zusammengefasst. Jedes Cluster kann beliebig viele ESX Server enthalten.

Was die VMware-Handhabung jedoch wieder komplexer macht, sind die vielen verschiedenen Module des Systems. Das beginnt mit dem Virtual Machine File System (VMFS), das benötigt wird, damit verschiedene ESX Server gleichzeitig auf denselben Speicher einer virtuellen Maschine zugreifen können. Es ist die Voraussetzung für eine Live-Migration. Ein weiteres Modul ist der Distributed Resource Scheduler (DRS), der automatisch die verfügbaren Ressourcen optimiert und Systeme bei Überlast verlagert. Mit VMware HA gibt es eine Lösung, um die virtuellen Maschinen von einem ausgefallenen Knoten auf einem anderen zu starten. Aus jeder virtuellen Maschine wird ein Heartbeat gesendet, der dazu dient, die Maschine im Fehlerfall neu zu starten oder automatisch auf ein anderes System umzuziehen und dort zu booten. VMotion ist die Plattform, um die Migration von virtuellen Maschinen zu ermöglichen. Ein weiteres großes Modul ist das Consolidated Backup. Damit können die virtuellen Maschinen zentral gesichert werden.

Virtualisierungsmethoden

Paravirtualisierung ist performanter als Hardwarevirtualisierung.
Paravirtualisierung ist performanter als Hardwarevirtualisierung.
Foto: Opitz

Im Bereich der Virtualisierung unterscheidet man zwischen Hardware- und Paravirtualisierung. Bei der Hardwarevirtualisierung werden dem Gastsystem Teilbereiche der physischen Hardware in Form von virtueller Hardware zur Verfügung gestellt. Dadurch kann ein beliebiges Betriebssystem, das für die CPU-Architektur geeignet ist, ausgeführt werden. VMware nutzt diese Methode derzeit ausschließlich, wobei sich die Systeme auf jeder CPU starten lassen. Unter Oracle VM werden für die Hardwarevirtualisierung Prozessoren mit Intel VT oder AMD-Pacifica-Kern benötigt (zum Beispiel Xeon-CPUs mit mehreren Kernen oder auch Core2Duo-CPUs). Ist diese Voraussetzung erfüllt, kann man neben dem für die Paravirtualisierung unterstützten Betriebssystem auch einen Suse Linux Enterprise Server oder gar ein Windows 2003 als Gastsystem betreiben.

Bei der Paravirtualisierung wird ein zusätzliches Betriebssystem virtuell gestartet, allerdings ohne virtualisierte oder emulierte Hardware. Stattdessen verbindet die Softwareschnittstelle eine abstrakte Verwaltungsschicht mit der Hardware. Dafür muss das Betriebssystem portiert und der Kernel angepasst werden. Dieses ist bei Oracle VM derzeit mit Red Hat und Oracle Enterprise Linux möglich.

Aufgrund der Architektur und dem geringeren Overhead ist die Paravirtualisierung performanter als eine Hardwarevirtualisierung. Der Vorteil der Lösung ist, dass diese Art der Virtualisierung auf jeder Hardware ausgeführt werden kann und sich die Hardwareressourcen besonders gut ausnutzen lassen. Sie ist bis zu dreimal schneller als die Hardwarevirtualisierung. Damit ergibt sich ein großer Vorteil für Oracle VM, da VMware diese Art der Virtualisierung derzeit noch nicht unterstützt.