Attacke gegen AWS

Oracle kündigt autonome Datenbank an

04.10.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Auswege aus der klassischen Datenbankwelt

Gore zufolge suchten viele Unternehmen nach Auswegen aus der klassischen Datenbankwelt, die seiner Aussage nach teuer ist und Unternehmen durch einen Vendor-Lock-in und wenig anwenderfreundliche Lizenzkonditionen einenge. Aurora sei der am schnellsten wachsende AWS-Service aller Zeiten, berichtete der Manager. Im Zuge des "Database Migration Service" (DMS) seien bereits mehr als 23.000 Datenbank-Installationen in die AWS-Cloud umgezogen worden.

Die eigene Datenbank Aurora sei der am schnellste wachsende AWS-Service aller Zeiten, behauptete Glenn Gore, Chief Architect von AWS, im Frühjahr 2017.
Die eigene Datenbank Aurora sei der am schnellste wachsende AWS-Service aller Zeiten, behauptete Glenn Gore, Chief Architect von AWS, im Frühjahr 2017.
Foto: Amazon Web Services

Auch mit seinen Bemühungen, die Datenbank mit Hilfe von KI und Machine Learning intelligenter zu machen, steht Oracle längst nicht alleine da. So investiert AWS ebenfalls massiv in Entwicklung entsprechender Funktionen. Der Cloud-Spezialist hat beispielsweise mit "Redshift Spectrum" einen Service im Programm, mit dem Anwender Abfragen direkt über große Datenvolumina laufen lassen könnten, die im Amazon-Speicher S3 abgelegt sind.

Microsoft packt KI in den SQl Server 2017

Und auch Microsoft will sich an dieser Stelle nicht abhängen lassen. Der Softwarekonzern hatte im April dieses Jahres seine neue Datenbankversion, den SQL Server 2017, angekündigt, der bis Ende des Jahres herauskommen soll. Joseph Sirosh, Vice President in Microsofts Data Group, nannte als zentrale Neuerung des kommenden Datenbanksystems in erster Linie zusätzliche KI-Features, die direkt in die Datenbank integriert seien. Damit würden Deep-Learning-Fähigkeiten wie Bilderkennung, Sprachanalysen sowie andere KI-Aufgaben rund um unstrukturierte Daten in den SQL Server 2017 implementiert. Ziel sei es, Machine-Learning-Prozesse, die normalerweise außerhalb der Datenbank in einem separaten System abgearbeitet werden, zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Joseph Sirosh, Vice President in Microsofts Data Group, bezeichnete den kommenden SQL Server als mehr als nur eine Datenbank.
Joseph Sirosh, Vice President in Microsofts Data Group, bezeichnete den kommenden SQL Server als mehr als nur eine Datenbank.

"Der SQL Server ist jetzt nicht mehr nur ein Datenbank-Managementsystem (DBMS)", sagte Sirosh und charakterisierte das nächste Release als eine Art intelligente Datenbasis für Unternehmen. Der SQL Server 2017 sei das erste RDBMS (Relational Database Managementsystem), das Datenbank und KI in einem System verknüpfe, so der Microsoft-Manager. Diese Aussagen erinnern stark an die jüngsten Aussagen Oracles einige Monate später.

Preiskampf um Cloud-Kunden

Der Preiskampf um Cloud-Kunden wird immer härter. Gerade im Markt für Infrastructure as a Service (IaaS) überbieten sich die Protagonisten AWS, Microsoft und Google mit Preissenkungen. AWS hat kürzlich angekündigt, seine Dienste auf Sekunden-Basis abrechnen zu wollen, so dass Nutzer exakt nur noch dafür bezahlen sollen, was sie wirklich an Compute- und Storage-Leistung nutzen. Außerdem gibt es Rabatte für Kunden, die längerfristige Kontrakte abschließen. Auch Microsoft geht diesen Weg. Der weltgrößte Softwarehersteller, für den das Cloud-Geschäft immer wichtiger wird, will seine Kunden längerfristig an die eigene Azure-Cloud binden. Wer sich auf langfristige Cloud-Verträge einlässt, bekommt hohe Nachlässe eingeräumt.