Oracle bietet Aris als eigenes Produkt an

03.08.2006
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Übersicht der Aris-Oracle-Integration.
Übersicht der Aris-Oracle-Integration.

Deutlich weiter reicht jedoch die Kooperation mit der SAP AG, Walldorf. Dazu Jost: "Die Partnerschaft mit SAP zeichnet sich dadurch aus, dass es ein gemeinsames Respository, nämlich ESR, gibt, in dem die Daten nur noch einmal physisch vorhanden sind." Eine derart enge Integration haben die Saarbrücker bislang nur einmal verwirklicht - eben mit der SAP, zu der IDS Scheer bereits seit 15 Jahren ein enges Verhältnis pflegt. Eigenen Angaben zufolge erzielen die Saarländer heute schon 35 bis 40 Prozent ihrer Umsätze im direkten SAP-Umfeld. Das gemeinsame Produkt "Aris for Netweaver" dürfte diesen Anteil weiter steigern.

Wie die Walldorfer auf die jüngste IDS-Scheer-Ankündigung reagieren werden, lässt sich derzeit nur vermuten. "SAP ist informiert, und unsere Beziehung wird darunter nicht leiden", lautet Josts Kommentar. IDS Scheer sei "stark kundengetrieben" und die IT-Welt nun einmal nicht homogen, rechtfertigt er die Strategie seines Arbeitgebers: "Da lässt es sich nicht vermeiden, dass man auch einmal mit Partnern kooperieren muss, die untereinander im Wettbeweb stehen." Schließlich biete ja auch die IBM ihr Websphere gegen ESA an - trotz der partnerschaftlichen Beziehungen zu SAP.

Meinung der Redakteurin

Angesichts der selbst genannten Begründung ("auf Drängen der Kunden") ist IDS Scheer mit dieser Integration auf halben Weg stehen geblieben. Um den Oracle-Anwendern die Arbeit mit dem "Aris"-Prozessdesign zu leicht wie möglich zu machen, wäre ein gemeinsames Repository - wie bei der Partnerschaft mit SAP - hilfreich.

Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautete, war ursprünglich auch mit Oracle ein gemeinsames Repository geplant. Dass es - zumindest vorläufig - nicht dazu kam, wird offiziell mit dem Time-to-Market-Argument begründet: Man habe den Oracle-Kunden möglichst schnell eine Lösung bieten wollen.

Das ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Doch darüber hinaus sind die Saarbrücker auch sorgfältig darauf bedacht, den Sonderstatus der SAP unter ihren Softwarepartnern zu wahren. Eine vollständige Integration mit dem Oracle-Repository brächte das Unternehmen in Erklärungsnotstand gegenüber dem ehemaligen Anteilseigner. So allerdings werden wohl einige Kunden Erklärungen fordern. (qua)