Offshore-Anbieter drängen nach Deutschland

06.12.2001
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Unbekanntes Qualitätssiegel

Was die Qualität betrifft, verweisen die Anbieter auf das in Deutschland nahezu unbekannte Zertifikat „Capability Maturity Model Level 5“ (CMM Level 5) des Software Engineering Institute (SEI). Die fünfte Stufe dieses Qualitäts-Management-Modells definiert und verlangt bestimmte Kontrollinstanzen bei der Softwareentwicklung. Das Prüfsiegel wurde von der US-amerikanischen Universität Carnegie Mellon University und dem US-Verteidigungsministerium entwickelt.

Den Anwendern jenseits des Atlantiks ist das Zertifikat besser vertraut, und zumindest gegenüber Forrester Research haben sie dessen Praxistauglichkeit bestätigt: Auf einer Bewertungsstufe von eins (schlecht) bis fünf (exzellent) vergaben 40 Prozent der Befragten die Note vier und jeweils 20 Prozent die Note drei und fünf.

Die von den Offshore-Providern betriebene Vorgehensweise bei der Softwareentwicklung soll Bedenken der Kunden zerstreuen, Projekte und Wartungsaufgaben an Experten zu vergeben, die in einem fremden und entfernten Land arbeiten. Die Befürchtungen betreffen nicht allein den Kulturunterschied zwischen Auftraggeber und ausführenden Entwicklern, sondern auch die Kommunikationsschwierigkeiten und den Mehraufwand beim Projekt-Management.

Dem versuchen die Anbieter mit einem Onsite-Offshore-Konzept zu begegnen. Dabei arbeitet ein kleines Projektteam des Dienstleisters vor Ort beim Kunden und spricht mit ihm Konzeption beziehungsweise Design ab, übernimmt die Koordination der Arbeiten in Indien und sorgt auch für Tests vor Ort sowie die Einführung der Software.

Hier gibt es zwischen den Anbietern nur feine Unterschiede: Syntel und Wipro wollen für die Vorort-Teams hiesige Arbeitskräfte mit Projekterfahrung anheuern. Cognizant und TCS fliegen die entsprechenden Experten je nach Auftragslage ein. Bei allen Anbietern werden Aufgaben wie die Programmierung und das Applikations-Testing in Indien erledigt. Angeblich machen diese Arbeiten 80 Prozent eines Entwicklungsprojekts aus. Immerhin versprechen die Anbieter Kosteneinsparungen von 40 bis 50 Prozent im Vergleich zu einheimischen Beratungshäusern.