Novell erwacht aus seinem Koma

01.12.2004
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Für den Novell-Manager ist damit auch das Thema Netware-Schwund weitgehend vom Tisch. Er wertet die weltweit 1600 Anfragen von Netware-Kunden, die bereits am Betaprogramm teilnehmen wollten, als Indiz für ein großes Interesse an dem Produkt. Außerdem schließt Nebgen aus dem rückläufigen Abwanderungstrend der Netware-Nutzer im vierten Quartal, dass beim Stammpublikum die Botschaft vom angekündigten Netware-Linux-Kombi-Server angekommen ist und dieser in den Migrationsplänen eine wichtige Rolle spielt.

Novell möchte mit dem Produkt aber nicht nur in eigenen Gewässern fischen, sondern auch in denen von Microsoft. "Wir wollen Microsoft-Kunden motivieren, von ihren aufwändigen Windows-Plattformen auf den Novell Open Enterprise Server mit seinen zusätzlichen Workgroup-Features zu migrieren", gibt sich Holger Dyroff, Vice President Product Management für Suse Linux bei Novell, selbstbewusst.

Zwitterlösung birgt Risiken

Inwiefern Novell mit diesen Überlegungen die Rechnung ohne die Bestands- und Neukunden macht, bleibt abzuwarten. "Ich hätte Bedenken, mit einem sofortigen Produktiveinsatz auf die Nase zu fallen. Man weiß nicht, ob nicht dasselbe passiert wie damals bei der Einführung von Netware 4.0, als einige Details übersehen wurden", zögert Markus Hildebrand, Leiter technische IT bei Schwan Cosmetics, eigentlich ein bekennender Novell-Fan.

"Das ist noch nicht das Ei des Kolumbus", mahnt auch Marktforscher Zilch vor Euphorie und glaubt nicht, dass sich die Anwender gleich in Scharen auf den Netware-Nachfolger stürzen werden. Marketing-technisch kommt die Zwitterlösung nach Ansicht des Beraters aber zum richtigen Zeitpunkt. Netware-Anwender hätten nun gute Chancen, ihre gewohnten Services sowie die Zuverlässigkeit ihrer Novell-Umgebungen auf Linux zu portieren, während dies bei Windows-Plattformen kaum möglich gewesen sei.