Noch dominiert DSL das Access-Geschäft

27.11.2003
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Zukunftsmusik ist dagegen noch die Nutzung von Fiber to the Home auf der letzten Meile mit Ethernet-Diensten. Die Telekom hat zwar in Ostdeutschland in zahlreichen Ortnetzen Glasfasern bis zum Endkunden verlegt, doch entsprechende Dienste fehlen. Dass es auch anders geht, zeigen laut 3Com-Consultant Boele die nordischen Länder. Dort werden bereits häufig gesamte Gebäudekomplexe mit Glasfaser vernetzt und die einzelnen Wohnungen per Ethernet oder Fast Ethernet erschlossen. Bis hierzulande ähnliche Installationen im großen Stil realisiert werden, dürften, so schätzt Boele, noch rund fünf Jahre ins Land gehen.

Während Satellitentechnik und Fiber to the Home interessante Zukunftsperspektiven haben, spielen Powerline und die Kabel-TV-Netze hierzulande nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Rennen um die bandbreitenhungrigen Kunden bremsten vor allem wirtschaftspolitische Schwierigkeiten das Kabelnetz aus. Durch den zögerlichen und stückweisen Verkauf des Telekom-TV-Netzes erfolgten erst sehr spät die notwendigen Investitionen, um das Netz für die Datenübertragung fit zu machen. Lediglich in Nordrhein-Westfalen konnte sich mit ISH ein Player im größeren Stil etablieren. Die Kabelnetzbetreiber konkurrieren in den Ballungsräumen mit den DSL-Anbietern. Weichen sie aufs Land aus, ist ihre Konkurrenzsituation zwar besser, die Zahl der potenziellen Kunden aber begrenzt.

Für die professionellen Anwender sind die Kabel-TV-Netze ohnehin meist keine Alternative, da sie als Shared Medium nicht mit der in diesem Bereich geforderten Quality of Services aufwarten. "Selbst in den Benelux-Staaten, die beim Thema Kabel-TV als Access-Medium sehr viel weiter sind als Deutschland, spielt das Verfahren bei professionellen Nutzern keine Rolle", berichtet Vanco-Manager Bruchhäuser aus der Projektpraxis.

Powerline hat keinen Erfolg

Dieses Schicksal teilen die TV-Kabelnetze mit der einst hochgelobten Powerline-Technik. Von der ursprünglichen Goldgräberstimmung, als Großkonzerne wie Siemens oder Nortel Networks und Energieerzeuger wie RWE die Datenübertragung per Stromnetz propagierten, ist wenig übrig geblieben. Eines der wenigen Unternehmen, das die kommerzielle Vermarktung des Internet-Zugangs aus der Steckdose hierzulande im größeren Stil weiterverfolgt, ist die Mannheimer MVV Energie AG.

Diese Powerline-Aspiranten litten nicht nur unter offenen regulatorischen Fragen zum Thema elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), sondern auch unter der häufig mangelhaften Performance im Alltagsbetrieb. So machte etwa Nordcom-Manager Hamel in Oldenburg die Erfahrung, dass die Daten nicht im Megabit-Tempo durch die Stromleitung rasten, sondern nur Kilobyte-weise zum Benutzer tröpfelten. Dabei störten bereits die getakteten Netzteile von Fernsehern den Datentransfer. "Für eine solche Dienstequalität können Sie eigentlich kein Geld nehmen", lautet Hamels vernichtendes Fazit über die Powerline-Technologie.