Noch dominiert DSL das Access-Geschäft

27.11.2003
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Dabei spielt im professionellen Bereich neben dem vor allem von Privatanwendern genutzten asymmetrischen ADSL (Download: theoretisch bis zu 8 Mbit/s, Upload: bis zu 1 Mbit/s) auch die symmetrische DSL-Variante SDSL, die in beiden Richtungen mit einer Transferrate von bis zu 2,3 Mbit/s aufwartet, eine große Rolle. In der Praxis kombinieren laut Vanco-Manager Bruchhäuser viele Unternehmen bei der Vernetzung beide Verfahren. So wird etwa ein regionaler Zentralsitz mit einem höheren Datenaufkommen in beiden Richtungen via SDSL angebunden, während dann in den Zweigstellen oder Agenturbüros ADSL als Access Medium zum Einsatz kommt. Für eine solche Mischung aus Leased Lines, SDSL, ADSL und ISDN-Dial-up-Verbindungen hat sich etwa der Zementhersteller Readymix entschieden, als er seine rund 300 Standorte in Deutschland vernetzen ließ.

Satelliten als flächendeckende Alternative

Allerdings ist selbst in Gebieten, die die Carrier als DSL-tauglich angeben, mit Schwierigkeiten zu rechnen. So hat es Bruchhäuser oft erlebt, dass sich Telefonleitungen bei einer Überprüfung der Signalpegel entgegen den Zusicherungen der Carrier als doch nicht DSL-fähig herausstellten, weil etwa die Leitungen zu lang waren. Zwar sind in Deutschland, wie Bintec-Manager Andreas Bloom berichtet, etwa 90 Prozent aller Anschlussleitungen kürzer als 2,8 Kilometer und damit für DSL geeignet. In ländlichen Gegenden sind aber Telefonkabel mit einer Länge von über vier Kilometern keine Seltenheit. Diese Regionen können selbst mit dem neuen ADSL-2-Standard, der noch höhere Bandbreiten verspricht und vor allem eine um 600 bis 800 Meter größere Reichweite aufweist, künftig nicht erschlossen werden.

Mit dem Fehlen einer flächendeckenden Verfügbarkeit hat eine andere Access-Technik nicht zu kämpfen: die Datenübertragung via Satellit. Dafür lastet auf ihr immer noch das Vorurteil, dass die Satellitenkommunikation als High Latency Network nicht für unternehmenskritische Echtzeitanwendungen geeignet sei. "Das stimmt nicht mehr, denn dank neuer Softwarealgorithmen und verbesserter Protokolle konnten wir die Laufzeiten deutlich verbessern", widerspricht Michael Darcy, President beim Satelliten-Netzbetreiber Hughes Networks Systems Europe. Dass dies auch in der Praxis funktioniere, beweise das Beispiel VW. Die Wolfsburger Autobauer haben ihre Händler via Satellit vernetzt und fahren auf dieser Basis auch ihre SAP-Anwendungen.

Ein anderes prominentes Beispiel dafür, dass Satellitennetze heute mehr sind als reine Backup-Lösungen, liefert die Retail-Kette Walmart, die ihre Märkte auf diese Weise an die Zentrale angebunden hat. Der Umweg über die künstlichen Himmelstrabanten ist gerade für große, international agierende Unternehmen interessant: Anders als bei terrestrischen Übertragungsverfahren haben sie hier die Möglichkeit, alle Datenverbindungen aus einer Hand zu beziehen, und kommen so je nach Installation um zehn bis 30 Prozent billiger weg als mit landgestützten Lösungen. Dabei offerieren die Satellitenbetreiber Datendienste mit einer im Downlink skalierbaren Bandbreite zwischen 256 Kbit/s und 45 Mbit/s.

Zukunftstraum: Fiber to the Home